Samstag, 27. Oktober 2007

Verbindungen - die netten Jungs von nebenan???

In der neuesten Ausgabe des von der Katholischen Hochschulgemeinde unterstützten und mitfinanzierten Magazins "Presstige" liefern sich die RedakteurInnen mal wieder ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Platz in Sachen unkritischem Journalismus. Ganz vorne mit dabei: Katrin Strehle mit ihrem Beitrag "Ganz schön ausgefuxt" über Augsburger Studentenverbindungen.

Zwar wird im Text erwähnt, dass die Burschenschaftler der Rheno-Palatia kritische Fragen mitgeschrieben hätten, welche das aber sein sollen, ist nur mit sehr viel gutem Willen herauszufinden. Vielleicht meint die Autorin ja die Frage, warum Frauen in der Regel nach wie vor die Mitgliedschaft in Verbindungen verweigert wird. Auf die gibt sie sich dann allerdings mit einer Antwort zufrieden, die auf "Tradition" verweist und das "Lebensbundprinzip", also der alten männerbündischen Leier, dass Frauen ja nur Scherereien bedeuten und ein Risiko für "echte Männerfreundschaften" darstellen. Dass es beim Pauken genannten Fechten nicht um das Verletzen des Gegners geht und das Bedienen der "Bundesbrüder" in der Fuxenzeit nicht als Unterordnung verstanden wird, kann man aus dem Artikel ebenfalls erfahren. Wie sich für eine Frau gehört, wiederholt die Autorin brav, was ihr die Burschen erzählen. Dass hinter diesen für Strehle allenfalls etwas merkwürdig anmutenden Praktiken mehr steckt, es um das Ausbilden traditionell soldatischer "Tugenden" wie die Überwindung als unmännlich geltender Angst- und Schutzreflexe geht, wird von der Autorin entweder für akzeptabel erachtet oder überhaupt nicht durchschaut.

Um etwas über Burschenschaften jenseits deren positiver Selbstdarstellung zu erfahren, dokumentieren wir daher im Folgenden ein Flugblatt der "DiskuTANTEN", das vor einigen Jahren an der Uni kursierte. Mit "Vorurteilen" ihnen gegenüber, die die Burschenschaftler im Presstige bejammern dürfen, hat das nichts zu tun. Eine Kritik an der männerbündischen, reaktionären Vergangenheit und Gegenwart der Verbindungen tut vielmehr Not, so lange diese Anachronismen weiter rekrutieren.


Verbindungen - die netten Jungs von nebenan???

Burschenschaften sind...

"... ein Haufen verhetzter, irregeleiteter, mäßig gebildeter, versoffener und farbentragender junger Deutscher" (Kurt Tucholsky)

Studentenverbindungen? Sind das nicht nur harmlose Traditionsverbände, die saufen, singen und fechten? Oder steckt mehr dahinter? Für nichtkorporierte Laien scheinen die Strukturen des Verbindungswesens kaum durchschaubar. Rund eintausend Verbindungen bestehen an den Hochschulen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Dabei ist Verbindung oder Korporation nur ein Sammelbegriff. Im einzelnen spalten sich diese auf in Burschenschaften, Landsmannschaften und Corps.

Burschenschaften
Sie sind alle farbentragend und größtenteils schlagend. Der größte Dachverband ist die Deutsche Burschenschaft (DB), in der 130 Verbindungen organisiert sind. In die DB werden nur gesunde, nichtbehinderte "volksdeutsche" Männer aufgenommen, die den Kriegsdienst nicht verweigert haben. (In Augsburg: B! Rheno-Palatia)

Landsmannschaften
Sie stellen die älteste Form studentischer Verbindung dar. Im bedeutendsten Dachverband, dem Coburger Convent (CC), sind rund 100 farbentragende und schlagende Landsmannschaften und Turnerschaften zusammengeschlossen. Im Gegensatz zur DB bezeichnet sich der CC gerne als unpolitisch - seine Toleranz zeigt sich allerdings insbesondere in Bezug auf seine rechtsradikalen Mitglieder. (In Augsburg: Akademische Landsmannschaft Suevia im BdSt)

Corps
Im Unterschied zu den Burschenschaften standen die Corps schon immer für das elitäre Studententum. Heute noch sehen sich die Corps als Elite unter den Verbindungen und schotten sich gegenüber der Außenwelt ab. Die meisten farbentragenden und schlagenden Corps haen sich entweder dem Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) oder dem Weinheimer Senioren-Convent (WSC) angeschlossen. (In Augsburg: Corps Rhaetia)

Sich als "Verbindung" definierend:
- KDStV Algovia Augsburg im CV (Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen)
- Katholische Studentenverbindung Ludovicia Augsburg

Kurzer geschichtlicher Abriss
Die Burschenschaften waren von Anfang an, d.h. seit ihrer Entstehung unter den gesellschaftlichen Bedingungen der sog. Befreiungskriege (1813ff.), ein Hort des Nationalismus, Militarismus und Rassismus (vor 1945 insbesondere in Form des Antisemitismus). Die Burschenschaftsdachverbände DB und ADB führten schon 1923/24 den "Arier-Nachweis", d.h. den institutionalisierten Antisemitismus, in ihren Organisationsstatuten ein. Die Burschenschaften nahmen die entsprechenden antisemitischen Maßnahmen der Nazis fast um ein Jahrzehnt vorweg.
Diese historischen Tatsachen reichen für eine völlige Diskreditierung des Burschenschaftsunwesens aus, aus Vollständigkeit sei jedoch hinzugefügt, dass die Burschenschaften auch heute noch große Teile der Menschheit diskriminieren: Frauen, bundesrepublikanische Menschen mit ausländischem Pass sowie ehemalige Zivildienstleistende sind von der Mitgliedschaft in aller Regel pauschal ausgeschlossen. Burschenschaften und ihre Häuser sind folglich heute noch Orte praktizierten Rassismus und Sexismus. Ferner stammt das akademische Potential rechtsradikaler Parteien und Organisationen mit auffallender Häufigkeit aus Burschenschaften (z.B. der ehemalige Stuttgarter REP-Landtagsfraktionschef und REP-Bundesvorsitzende Schlierer).

Ein Männerbund fürs Leben
Die Seilschaften des Korporationsstudententums bieten weißen, nichtbehinderten deutschen Männern die Möglichkeit, in führende Positionen gehoben zu werden. Beispiele für diese besondere Art der Karriere sind H.M. Schleyer, Ferdinand Porsche, Dieter Stolte (Intendant des ZDF) und Heinz-Klaus Mertes (Programmchef von Sat1). Andere Korporierte dienten sich bis in verschiedene Entscheidungsebenen der Politik: Kinkel, Kanther, Schäuble, Kohl, Adenauer, Strauß, Stoiber, Beckstein usw.
Das Korporationswesen entstand in einer Zeit, als die Universitäten nur Männern offenstanden. Bis heute sind Frauen aus den korporierten Zirkeln augeschlossen, ebenso wie sie aus allen wichtigen und entscheidungstragenden Positionen der Gesellschaft ferngehalten werden.
Zitat Katholische Studentenverbindung Ludovicia Augsburg:
"Früher war es einfach nicht üblich, dass Frauen studierten und daher stellte sich diese Frage auch gar nicht."
So konnte man noch 1980 in den "Burschenschaftlichen Blättern" lesen: "Unser Burschenbrauchtum ist immer auf eine männliche Gruppe abgestimmt. Die menschliche Weltordnung ist auf das Männliche ausgerichtet." (Quelle: Beyer (2000): "...und er muss deutsch sein...")
Nationalismus und Militarismus gehören seit jeher zu den Eckpfeilern der Ideologie der Verbindungen. Sie propagieren einen völkischen Nationalismus und unterstreichen durch Fechten, Uniformtragen und einen hierarchisch-autoritären Aufbau ihre Bewunderung für Militär und Militarismus.
1992 wurde auf dem DB in Eisenach von den meisten Korporationen ein Großdeutsches Reich in den Grenzen von 1939 gefordert. Geistige Verwandtschaften zum Rechtsextremismus sind augenfällig. Folgerichtig gibt es einige Querverbindungen ins neonazistische Lager. Besonders in der sog. Neuen Rechten, die eine Intellektualisierung der extremen Rechten anstrebt, engagieren sich viele Korporierte.
Ein Beispiel unter vielen ist der neurechte Multifunktionär Hans Ulrich Kopp. Dieser ist Vorsitzender des Altherrenverbandes Danubia München und Mitglied des Witikobundes. Gleichzeitig fungierte er als Sprecher des republikanischen Hochschulverbands und war journalistisch tätig bei den Rechtsaußenpostillen "Criticon" und "Junge Freiheit". Die in Verbindungskreisen viel gelesene Zeitschrift "Junge Freiheit" bemüht sich schon seit längerem, rechtsradikales Gedankengut salonfähig zu machen.

Reduktionistisches Frauenbild
Verbindungen sind auf das Männliche ausgerichtet: Frauen werden in den Verbindungen als "schmückendes Beiwerk" gesehen, die bei bestimmten Feiern von den Mitgliedern präsentiert werden. Die Frau, die ihre Lebensaufgabe in der Funktion als Hausfrau und Mutter sieht, wird geduldet. Frauen werden somit nicht als gleichberechtigte Partnerinnen oder gleichberechtigte Mitmenschen gesehen, sondern allein wegen ihres Geschlechts ausgeschlossen und innerhalb der Verbindungsstruktur für weniger wertvoll erachtet. Dieses Frauenbild des "Schmucks", die ansonsten innerhalb der patriarchalischen Struktur der Korporationen nichts zu suchen haben, ist äußerst reduktionistisch und mit traditionellem Aspekt behaftet.
Trinkspruch von der Homepage der Augsburger Burschenschaft Vindelicia:
"Frauen, die nicht wollen, DIE SOLL DER TEUFEL HOLEN."

Zucht und Unterordnung
Das Prinzip der Hierarchie studentischer Verbindungen läßt sich im streng hierarchisch organisierten Männerbund erkennen. Der Neuling in der Verbindung muss dabei als unterstes Glied verschiedene Pflichten und Initiationsrituale durchlaufen, um in der Gemeinschaft aufzusteigen. Dadurch wird dem neuen Mitglied vor allem aber die Unterordnung in die hierarchische Struktur und Gehorsam vermittelt.
Das Element der Unterordnung in die Gemeinschaft durchzieht das ganze Verbindungsleben, denn selbst als aktives Mitglied ist Mann den vorgegebenen Rahmenbedingungen der Alten Herren unterworfen. Die Zugehörigkeit zu der Gemeinschaft endet aber nicht mit dem Studienabschluss, sondern der Verbindungsstudent wird automatisch zu einem Alten Herren, der die Verbindung finanziell mit am Leben erhält und den Aktien durch seine gesellschaftliche Position innerhalb des Berufslebens nützliche Beziehungen schafft. Dieser elitäre und exklusive Charakter der Seilschaft gilt innerhalb der Korporationen als Treueprinzip, das dazu beiträgt, den "Lebensbund" aufrecht zu halten.

Kämpfen bis zur Selbstaufgabe
Das Prinzip der Hierarchie kommt in seiner historischen Dimension auch bei Trinkritualen zum Tragen, da sie der totalen Hierarchisierung und der Ausschaltung der natürlichen Bedürfnisse dienten: Noch heute hält Mann an dem Ritual fest, wobei erwartet wird, dass Mann solange wie nur irgendmöglich mittrinkt. Das soll der Integration die Gemeinschaft, sowie der Unterordnung eigener Bedürfnisse dienen, weil die "natürliche" Grenze überschritten werden muss, um Standfestigkeit zu beweisen und in der Runde anerkannt zu werden.
Bei einem weiteren Strukturmerkmal, dem Mensurfechten, geht es auch wieder darum, Schlägen und militaristischem Kampf ohne Angst vor Schmerzen entgegen zu sehen und zu ertragen. Diese Art des Kampfes kennt keine Sieger im sportlichen Sinne, sondern nur die Ideologie der Dominanz über die Schwäche des Anderen. Der Glaube an die Überlegenheit des Stärkerern und der Kampf bis zur Selbstaufgae werden als Ideale des Männlichen dargestellt. Der Fechtkampf dient neben dieser militaristischen Art der Persönlichkeitsbildung aber auch als "erzieherische" Maßnahme, um männliche Härte, Bruderschaft und eine enge Verbindung zur Gemeinschaft herauszubilden.

DiskuTANTEN

Abriss, Verständnis und Inhalt der außerparlamentarischen Hochschulbewegung nach einem Semester

Die Geschichte und definitiv nicht nur die deutsche zeigt an vielfältigen Beispielen, dass gesellschaftliche Veränderungsprozesse/Bewegungen/Fortschritte immer von Studenten mit getragen, oder initiiert wurden.

Dieses Bewusstsein, das durch die Institution der Universität, als einer inspirierenden Ausbildungsstätte künftiger Entscheidungsträger, früher stimuliert wurde, ist unserer Generation leider abhanden gekommen.

Der schwindenden Tradition folgend, fühlen wir uns immer noch angesprochen Verantwortung zu übernehmen und für alle nachfolgenden Generationen das scheinbar unmögliche zu fordern; dass der Zugang zu einem Hochschulstudium für alle gleich bleibt: KOSTENLOS!!!

Wir können an Hand von Film- und Printmaterial nur vermuten, was Generationen von Studierenden vor uns an freiwilliger Basisarbeit in der politischen Debatte geleistet haben, weshalb wir unser Engagement im Kampf gegen Studiengebühren und allen negativen Begleiterscheinungen davon, sowie fatalen Voraussetzungen dafür, nur als selbstverständlichen Beitrag in einer langen Reihe von tatsächlichem Studentendasein ansehen.

Student sein bedeutet für uns mehr, als nur Konsum, Präsentation und Reproduktion von zielvereinbarten Exzellenzinitiativen. Mehr, als nur Kosten-Nutzen-orientiertes Lebenslaufmarketing in fremdbestimmten Rahmenbedingungen. Mehr, als nur taub und blind in totaler Konkurrenz Prüfungsordnungen zu erfüllen, ohne zu fragen was mit den Menschen rechts und links passiert. Mehr, als den Zeitgeist zu kopieren, der scheinbar immer recht hat, weil er den Segen der Anerkennung durch die Massen besitzt...

Student sein heißt für uns vielmehr aktive Partizipation an einer solidarischen Idee des humboldtschen Bildungsgedankens – autonome Individuen, Weltbürger, akademische Freiheit!

Student sein bedeutet für uns Teilnahme an der Universität als solcher, in der alle Disziplinen im gleichwertigen Diskurs respektvoll aufeinander treffen.

Studieren heisst für uns in die Dialektik des akademischen Wissensfindungsprozesses einzusteigen, sich die Frage stellen, wo kommt die Bildung die ich mir aneignen soll her, was ist sie übertragen wert und was kann ich mit ihr anfangen? Bildung muss interaktiv betrieben werden!

Studieren bedeutet für uns, sich mit den theoretischen Inhalten zu identifizieren, diese zu analysieren, sich im kritischen Dialog mit anderen Menschen darüber auseinander zu setzen und sie auf die gegebenen formalen Voraussetzungen hin strukturell zu hinterfragen.

Dieses Verständnis von Studium kann nur als ein politisches betrachtet werden, da in der Reflexion ganz klar der gesellschaftliche beziehungsweise historische Kontext, in dem sich das Ganze vollzieht, mit abstrahiert wird.

Studieren heißt also politisch werden –

Wir streitbaren Geister vom Aktionsbündnis für freie Bildung haben uns die ersten Sporen einer tatsächlichen politischen Konversation hart erkämpft; in einer, was die politische Kultur anbelangt umweltfeindlichen, weil unerfahrenen Umgebung der jungen Universität Augsburg im oppositionsscheuen Bayern.

Unsere Botschaft ist einfach sowie mehrheitsfähig:

Die Verschärfung klassenfördernder Gesetze in Form von Studiengebühren müssen wieder abgeschafft und die hundertprozentige Vollfinanzierung der Hochschulen durch den Staat wieder hergestellt werden!

Freitag, 26. Oktober 2007

Das Lebenselixier der Utopien

Nach der Lektüre der letzten Presstige und der darin wiedergegebenen Meinung über den Boykott und den Protest gegen die Studiengebühren, drängt sich einem die Frage auf, ob sich heutzutage wirklich lächerlich macht, wer sich kritisch mit den res publica, den Angelegenheiten des öffentlichen Lebens auseinandersetzt, und sich am Prozess der Meinungsbildung beteiligt.

Studentisches Engagement, welches vom derzeitigen epochalen Umbruch an den Universitäten berührt wird, und welches sich deshalb um Mitsprache und Mitgestaltung bemüht, ist nicht nur löblich, weil es uneigennützig geschieht, sondern es ist zugleich auch notwendig. Wer etwas verändern möchte muss das Jammern hinter sich lassen:

„Politik ist ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich. Es ist ja durchaus richtig, und alle Erfahrung bestätigt es, dass man das Mögliche nicht erreichte, wenn nicht immer wieder in der Welt nach dem Unmöglichen gegriffen worden wäre.“ Damit verleiht Max Weber der Gesellschaftsutopie eine neue Bedeutung. Utopie heißt zwar im Griechischen Nirgend-Ort, aber nicht Nirgend-wann. Nirgend-Ort deshalb, weil es keinen solchen Platz auf der Welt gibt – aber doch nur momentan noch nicht.

Der Blick in das Geschichtsbuch zeigt beispielshalber: Die Sozialversicherungen, 1883 dem Kaiser abgerungen! Oder der Achtstundenarbeitstag, 1918 im Stinnes-Legien-Abkommen vereinbart, in einer Zeit des großen Umbruchs! Beide waren nur deshalb möglich, weil in den Köpfen der Menschen Platz für diese „Utopien“ war. Aber an eine Utopie zu glauben, setzt bereits Glauben voraus – und das ist mehr als eine optimistische Attitüde; denn oft gibt sich als optimistisch aus, was in Wahrheit mehr gleichgültig ist:

Wer sagt, „ich bin optimistisch, dass zukünftige Studenten schon einen Weg finden werden, zu studieren“, der distanziert sich selbst von den Problemen, ohne Handlungsbedarf zu sehen, solange das eigene Interesse, sprich: das eigene Studium nicht gefährdet ist. Wer aber sagt, „ich glaube, dass Studiengebühren und die Ökonomisierung von Bildungseinrichtungen erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft haben, und ich glaube, dass die aufgeklaffte soziale Schere sich wieder schließen muss, für eine gerechtere Gesellschaft“, der drückt damit mehr Selbstbetroffenheit und auch mehr Willen zur Veränderung aus als jener.

Vor allem ist aber „Leidenschaft“ zum Bohren von solch „harten Bretter“ erforderlich, wie M. Weber bereits anmerkte.

Dass Universitäts-Präsident Bottke jedoch ganz im Gegenteil vollkommen „leidenschaftslos“ in Bezug auf die Höhe der Studiengebühren ist, wie er selbst von sich sagte, zeigt seine eingeschränkte Empathie mit den Studierenden, über welchen er steht. Dass die Frage nach den 300€ oder 500€ als Höhe der Studiengebühren im Universitäts-Senat gar nicht einmal diskutiert wurde, obwohl es diese Möglichkeit gibt, beweist doch traurigerweise, dass uns der Glaube an Utopien heute schwerer fällt denn je.

Doch wie anders könnten wir den Herausforderungen unserer Zeit sonst begegnen? Wie könnten wir uns jeden Abend zu Bette legen, ohne zu glauben, dass Morgen ein neuer Tag anbreche, der im Heute noch keinen Platz hat – noch eine Utopie ist!

Polizeipräsident lag daneben: kein Hausfriedensbruch an der FH

Mit unverhältnismäßiger Gewalt ist die Polizei gegen Studierende vorgangen, die den Besuch des Wissenschaftsministers Goppel anlässlich der Eröffnung der FH genutzt hatten, um gegen Studiengebühren zu protestieren.
Dabei wurde auch ein FH-Student mit der Polizeigewalt konfrontiert, der mit der Aktion gar nichts zu tun hatte und nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.
In der Folge hat der Polizeipräsident behauptet, dass es sich bei der Aktion um Hausfriedensbruch gehandelt habe. Hausfriedensbruch wird aber nur verfolgt, wenn er zur Anzeige gebracht wird.
Davon haben der FH-Präsident Hans-E. Schurk und die FH-Kanzlerin Dörfler jedoch nun endgültig und offiziell Abstand genommen. Jetzt darf sich die Polizei eine neue Begründung für ihr rabiates Vorgehen einfallen lassen.

Dienstag, 23. Oktober 2007

Wiedervorlage

Magnus Wirth, der neue hochschulpolitische Referent des AStA wird in »Campus«, einer Beilage der Augsburger Allgemeinen Zeitung zum Semesterbeginn wie folgt zitiert: »Außerdem achten wir darauf, dass die Gebühren auch tatsächlich zur Verbesserung der Lehre und nicht bespielsweise für neues Büromaterial eingesetzt werden.« Da bleibt einiges zu tun, im Sommersemester 2007 wurden zum Beispiel aus Studiengebühren bezahlt:

Bis zu 25% der Gebühren kommen gar nicht bei den Studierenden in Form eines zusätzlichen Lehr- und Lernangebots an. Wenn schon Studierende in den Gremien zur Mittelverwendung sitzen, müssen die hier sehr genau aufpassen. Auf den Missbrauch von Studiengebühren hat neulich auch das ZDF-Magzin Frontal 21 hingewiesen. (zum Beitrag)
Besser ist des natürlich, Studiengebühren ganz abzuschaffen. Darum ist es auch erfreulich, wenn der ehemalige hochschulpolitische Referent Matthias Strobel ankündigt, wieder gemeinsam mit CONTRA etwas gegen die Studiengebühren zu tun.

Montag, 22. Oktober 2007

Studiengebühren verstoßen gegen UN-Sozialpakt

Studentischer Dachverband und Bildungsgewerkschaft gehen vor den Vereinten Nationen gegen Studiengebühren vor – Widerspruch zu Urteil des OVG Münster
Berlin - Die Einführung von Studiengebühren in Deutschland verletzt das durch den Internationalen Pakt für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (UN-Sozialpakt) gewährleistete Recht auf Bildung. Das ist das Ergebnis eines Berichts des freien zusammenschlusses von studentInnenschaften (fzs) und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an die Vereinten Nationen (UN), den beide Organisationen heute in Berlin vorgestellt haben. Entgegen dem Urteil des Oberverwaltungsgerichtes (OVG) Münster bleiben fzs und GEW bei ihrer Auffassung, dass der von der Bundesrepublik ratifizierte UN-Sozialpakt in Deutschland rechtsverbindlich ist.

In ihrem Bericht zeigen der studentische Dachverband fzs und die GEW auf, welche Auswirkungen allgemeine Studiengebühren haben, die bereits in sieben Bundesländern eingeführt worden sin. „Der Hochschulzugang ist in Deutschland schon heute in besonderem Maße von der sozialen Herkunft abhängig. Studiengebühren verstärken die soziale Auslese und halten viele Schulabgängerinnen und Schulabgänger vom Studium ab. Wir brauchen endlich eine soziale Öffnung der Hochschulen“, erklärte Andreas Keller, im Vorstand der GEW für Hochschule und Forschung verantwortlich. „Die Möglichkeit der Kreditfinanzierung verringert die soziale Selektion durch die Gebühren nicht – die Aussicht auf einen immer größer werdenden Schuldenberg schreckt insbesondere junge Menschen aus Familien mit geringem Einkommen und aus Nicht-Akademikerhaushalten vom Studium ab“, warnte Keller.

Die Bundesrepublik war bereits im Zusammenhang mit der Einführung von Verwaltungsgebühren von dem für die Überwachung des UN-Sozialpakts zuständigen UN-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte gemahnt worden, keine zusätzlichen Gebühren einzuführen. Bis zum Sommer 2006 sollte die Bundesregierung dem UN-Ausschuss über den Stand der Umsetzung des UN-Sozialpakts berichten. fzs und GEW kritisieren, dass die Bundesregierung diesen Staatenbericht bis heute nicht vorgelegt hat.

fzs und GEW gehen davon aus, dass sich sowohl Bund und Länder als auch die Rechtsprechung im Falle einer Rüge durch die UN nicht länger über die Verbindlichkeit des im UN-Sozialpakt verankerten Rechts auf Studiengebührenfreiheit hinweg setzen könnten.

Mehr dazu auch in den nachdenkseiten.de.

Montag, 15. Oktober 2007

Damit Privates privat bleibt

Arthur und Anna sind frisch verliebt. Ihre E-Mails gehen niemanden etwas an, schon gar nicht Bundesinnenminister Schäuble und der Stasi 2.0. Um ihre Privatsphäre zu schützen, verwenden die beiden das freie E-Mail-Programm Thunderbird und GnuPG, eine freie Version des berühmten Verschlüsselungsprogramms PGP (Pretty Good Privacy). Die Verbindung zwischen den Programmen stellt Enigmail her, eine Erweiterung für den Thunderbird.

Wenn Arthur nun an Anna eine geheime E-Mail schicken will, dann wird seine Nachricht mit Annas öffentlichem Schlüssel verschlüsselt. Wenn sie bei Anna ankommt, macht sie die Nachricht mit ihrem geheimen Schlüssel lesbar. Damit ist die Nachricht unlesbar von dem Moment, in dem Arthur auf senden klickt, bis Anna sie auf ihrem Rechner entschlüsselt. Die beiden haben die verwendete Software so eingestellt, dass nur eine zusätzliche Passworteingabe notwendig ist, um sicher zu kommunizieren. Das ist es ihnen wert.

Die beiden sind einer Anleitung des RRZE.de (Uni Erlangen-Nürnberg) gefolgt und hatten bei der Installation keine Probleme: Zunächst haben sie Thunderbird installiert, dann GnuPG und schließlich die Enigmail. Bei der ersten Anwendung hat ihnen ein Assistent dabei geholfen, ein Schlüsselpaar, also öffentlichen und geheimen Schlüssel, zu erzeugen.

Wenn Arthur an Anna jetzt eine E-Mail schickt, dann verschlüsselt er die Nachricht zusätzlich mit seinem öffentlichen Schlüssel. Damit ist die E-Mail auch in seinem Gesendet-Ordner nur für ihn lesbar und vor neugierigen Augen gesichert. Zusätzlich wird unter Anwendung seines geheimen Schlüssels eine elektronische Unterschrift berechnet. Wenn Anna die E-Mail liest kann sie sehen, ob die Nachricht unterwegs verändert wurde und ob sie tatsächlich von ihrem Liebling kommt. Dazu verwendet ihr Rechner Arthurs öffentlichen Schlüssel und Anna ist sicher, dass sich niemand in die Kommunikation mit ihrem Geliebten eingeschaltet hat.

Weil Anna viel unterwegs ist, hat sie sich bei portableapps.com die ganze E-Mail-Software auf ihren USB-Stick geholt. So kann sie auch unterwegs mit Arthur sicher in Kontakt bleiben, auch wenn auf dem Rechner, an dem sie gerade sitzt, die benötigte Software nicht installiert wurde.

Als nächstes planen die beiden, ihre Festplatten gegen den Bundestrojaner und neugierige WG-MitbewohnerInnenn zu sichern. Dafür wollen sie Truecrypt verwenden. Privatheit ist ja schließlich kein Verbrechen, sind sie sich einig.

Donnerstag, 4. Oktober 2007

Editorial vom 1. Gegendruck

Liebe Kommilitoninnen, liebe Kommilitonen,
dies ist die Geburtsstunde von Gegendruck, des Flugblatts der Protestbewegung Contra - für freie Bildung. Gegendruck ist der konzentrierte Widerhall in Druckform aus uni-a.blogspot.com, dem Blog, der mit seismographischer Sensibilität Beobachtungen und Veränderungen an der Universität feststellen mag, welche eine kritische Beäugung verdienen.

Darunter fällt zum einen das Lohndumping. Den aus Studiengebühren entstandenen Lehraufträgen liegen dabei schlechtere Arbeitskonditionen zu Grunde, als vergleichbaren Lehrstellen. Ist Geiz wirklich geil?

Nach der geflissentlichen Analyse erster „transparenter“ Darstellungen der Universität, wofür die Studiengebühren en détail verwendet wurden, drängt sich ein Befund auf: Die Universität steckt im Goldrausch - als der Goldesel plötzlich da war, wusste man anscheinend an mehreren Fakultäten erst nicht genau, wohin eigentlich damit.

Dass die hiesige Studierendenschaft sehr wohl eine kritische Meinung gegenüber Studiengebühren hat, bewies die massive Demonstration im vergangenen Semester zweifelsfrei. Das sollte uns alle – keinesfalls nur Contra - darin bestärken, weiterhin die Entwicklungen kritisch zu verfolgen, zu diskutieren und zu handeln – gewissenhaft!

Dies sei die Geburtsstunde von Gegendruck.

Gegendruck lernt seine Umwelt kennen...

Kurz nach der Geburtsstunde des Gegendrucks, der ersten Print-Version des CONTRA-Blogs, fand heute die Verteilakion an der etwas abgelegenen Uni/FH Schillstraße und am Bayernkolleg statt. Der Gegendruck stieß dabei auf freudige AbnehmerInnen und interessierte LeserInnen.

 
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