Dienstag, 15. April 2008

Tuff, tuff, tuff

Aus Solidarität mit der bayrischen Staatsregierung, die sich derzeit leider Gottes in der misslichen Lage von der 4,5 Mrd.-Finanzkrise der BayernLB angefangen, über von der Partei-Spitze unautorisierte, kritische Äußerungen in den eigenen Reihen gegenüber der Öffentlichkeit, bis hin zum Scheitern des tollen Vorzeigeprojekts Transrapid befindet, aus aufrichtigstem Mitleid mit der CSU angesichts dieser Schmach, und um Schlimmeres zu verhindern, vor allem für Parteichef Huber - Millbrand ist ja nun auf Grund seines Versagens in der SachsenLB zurückgetreten -, steht der Vorschlag im Raum, den Transrapid trotzdem zu bauen - aus Studiengebührengeldern!
Die Studierendenschaft sieht ein, dass der Transrapid nicht nur Beckstein einen Eintrag in den Analen der Wissenschaftsgeschichte sichern würde, sondern auch - genau wie die Einführung der Studiengebühren zuvor -, einen großen Beitrag zur Verbesserung des Wissenschaftsstandorts Bayern und einen gewaltigen technologischen Vorsprung vor den anderen deutschen Bundesländern sichern würde, welche sowieso immer und in allen Bereichen im Schatten des weiß-blau-strahlenden Bayerns stehen - und dort sollen sie gefälligst auch weiterhin bleiben, weshalb Huber in den Bundestag 2009 muss.
Den Transrapid könnte Contra nebenbei auch selbst für die nächste Exkursion auf den Berliner Friedhof benutzen, wohin wir uns bald, zur abenteuerlichen Spurensuche nach den Überresten der humboldt'schen Bildungsideale heute, begeben wollen.
Anmeldemöglichkeiten zur Exkursion: jeden Montag, 19Uhr, vor der alten Cafete.

Samstag, 12. April 2008

1968 - Die Hintergründe des Vordergründigen. Ein Lesezirkel zu Theorie, Akteuren und Kritik


Für alle, die der derzeitige Medien-Hype um das Thema "1968" nicht gänzlich befriedigt, findet im Sommersemester 2008 ein autonomes Seminar von Studierenden für Studierende statt. His soll es um Theorie und Akteure sowie um Kritik an "68" gehen. Wir werden auf Grundlage eines Readers Themen wie die Kritische Theorie, die Sexuelle Befreiung, APO, SDS, RAF, Feminismus, u.a. diskutieren und hinterfragen.
Der Reader ist im Seminar erhältlich. Die Lektüre dient als Grundlage für unsere Diskussionen und wird daher vorausgesetzt.

Jeden MONTAG, 17:30 Uhr Raum 1005 (Physik-Hörsaalzentrum)
Beginn 21.04.08

Die verblasste Studentenbewegung von 1968 avanciert – egal ob in Hochglanzmagazinen, jeglichen Zeitungen oder Radiobeiträgen – zum medialen Dauer-Hype, und das schon seit vergangenem Jahr, da 1968 ja bereits 1967 mit der tragischen Demonstration in Westberlin begann. Doch wo hat diese brisante Thematik ihren angestammten Platz? Sind die Anliegen und Probleme der damaligen Generation in der heutigen Presse gut aufgehoben oder gehören sie nicht eigentlich an die Universität, aus welcher die Bewegung hervorging, und die an sich auch dem gesellschaftlichen Fortschritt dienlich ist/sein sollte, gleichwie der Selbstaufklärung der Studierenden zu sich selbst? Zeitungslesen und darin vorgesetzte Meinungen rezipieren kann jeder, zur eigenen Urteilsbildung bedarf es jedoch der Diskussion, vor dem Hintergrund der eigenen Ansichten, Erfahrungen und Ideen. Contra möchte deshalb im Sommersemester einen Lesezirkel zu „1968 – Die Hintergründe des Vordergründigen“ initiieren – neben der "Freien Uni" ein Novum für unser Aktionsbündnis als auch für die Uni Augsburg, wo selbstorganisierte, autonome Seminare rar sind. Ein derartiger Lesezirkel bietet die Chance zum intensiven Austausch bezüglich der Aktualität jener Fragen der jungen Generation von damals, die heute von Jahreszahlen, landläufigen Meinungen über gesellschaftliche Verfehlungen und Errungenschaften sowie von Halbwissen in ihrem wesentlichen Kern überdeckt zu werden drohen.

Der ab dem 21. April immer im Physikhörsaalzentrum um 17:30Uhr stattfindende Lesezirkel basiert auf einem Reader, welcher aus Textauszüge zu Themen wie unter anderem Sexuelle Befreiung (Wilhelm Reich), Feminismus (Simone de Beauvoir), Kritische Theorie (Theodor W. Adorno), Utopismus (Herbert Marcuse), RAF (Bekennerschreiben), APO/SDS, Anitautoritäre Erziehung (Alexander Neill) sowie aus kritischen Beiträgen zur sozialen Bewegung besteht. Der Reader wird ab Seminarbeginn als Kopiervorlage in beiden copy-shops vorliegen und im Seminar erhältlich sein; er stellt die Diskussionsgrundlage dar, deren Lektüre vorausgesetzt wird.

Alle aufgeschlossenen Studierende, die ebenfalls Diskussionsbedarf sehen, sind hiermit aufgefordert mitzuwirken!

Dienstag, 8. April 2008

Plädoyer für ein AnitRa Referat

Gemessen an der Größe der Augsburger Uni und auch in Relation zur Stadt als solche, ist es unüblich, dass der hiesige ASTA kein Referat unterhält, das es sich zu Aufgabe gemacht hat, die Studierendenschaft auf rassistische und neonazistischen Aktivitäten und Wirklichkeiten in ihrer Umgebung aufmerksam zu machen.

Dabei erübrigt sich eigentlich jedweder Hinweis, wonach die Universität auch nur ein institutionalisierter Teil der Gesellschaft ist, in dem sich die soziale Wirklichkeit in einer überschaubareren, wenngleich weniger prekarisierten Form wieder finden lässt. Allein die Tatsache, dass die Universität nur als verzerrtes Spiegelbild der Gesellschaft angesehen werden kann, lässt die Notwendigkeit nach einem Antira Referat erkennen. Dies gilt im Besonderen für das Bundesland Bayern, dessen Bildungssystem Migranten und Migrantinnen den Zugang zu höherer Bildung überdurchschnittlich stark erschwert. Die sozio-kulturelle Zusammensetzung der Augsburger Studierendenschaft ist somit in erster Linie ein Produkt der bayerischen Bildungspolitik, eine Politik über die diskutiert und aufgeklärt werden sollte.

Die Uni Augsburg ist natürlich nicht nur eine Bildungsinstitution innerhalb eines Bildungswesens, sondern zugleich auch ein fester Bestandteil der Stadt Augsburg. Es wäre dabei absolut verfehlt zu glauben, dass rassistische, nationalistische und antisemitische Ressentiments nicht auch hier von Menschen artikuliert und kolportiert werden würden. Der augenscheinlichste Beweis hierfür sind sicherlich die regelmäßig wiederkehrenden Aufmärsche von Nazis, die mittlerweile eine Regelmäßigkeit aufweisen, die in anderen Städten ihres Gleichen sucht.

Augenscheinlich war es aber auch, dass die Beteiligung der Studierenden an Gegenprotesten kaum wahrzunehmen war, was auch dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass es keine koordinierten Mobilisierungen am Campus gegeben hat. Der Asta und damit auch die Augsburger Studierendenschaft, blieben bei den breit angelegten städtischen Bündnissen, denen sich die unterschiedlichsten Gruppen und Einrichtungen im Vorfeld der Naziaufmärsche angeschlossen hatten, außen vor. Es kann kein Zustand sein, dass ein Asta bei solchen Bündnissen nicht involviert ist und sich damit begnügt in einer E-Mail in Form einer Randnotiz auf die Naziaufmärsche aufmerksam zu machen.

Frei von Kritik ist auch die Sudetendeutsche Landsmannschaft nicht, die alle zwei Jahre ihren Sudetendeutschen Tag in Augsburg abhält; Zu Letzt an der Messe, einem Steinwurf entfernt von der Uni. Wenngleich die Einstufung und Bewertung dieses Vertriebenenverbandes kontroverse Diskussionen hervorbringen mag, so sind die erhobenen Vorwürfe des Geschichtsrevisionismus und des sekundären Antisemitismus nicht aus der Luft gegriffen, sondern wohlüberlegt und begründet. Die Studierendenschaft sollte zumindest die Möglichkeit haben, sich mit dieser Kritik auseinander setzen zu können.

Zu guter Letzt gilt es noch einen Blick in die Studierendenschaft selber zu werfen. Obgleich studentische Verbindungen in Augsburg nicht auf jene historich gewachsene Strukturen zurück greifen können, wie deren Pendants an älteren Universitäten, bleibt die Kritik an ihnen unabänderlich bestehen. Dem wohlwollendem Umgang mit den studentischen Verbindungen, der seit Jahren an der Uni auf den verschiedensten Ebenen betrieben wird, muss eine sachliche und kritische Auseinandersetzung entgegen gehalten werden.

 
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