Donnerstag, 31. Dezember 2009

Den Hitler jag ich in die Luft

Freitag, 29.01. um 19.30 Uhr liest Georg Haasis in der "Ganzen Bäckerei" aus seinem Buch "Den Hitler jag ich in die Luft" - der Attentäter Georg Elser.
Haasis legt in seiner Biographie ausführlich die Hintergründe und das Leben des Widerstandskämpfers Georg Elser dar. Das Buchist im August 2009 im Nautilus Verlag erschienen und gehört wohl zu den best recherchierten Publikationen über einen in der deutschen Geschichte wenig gewürdigten Antifaschisten

Montag, 28. Dezember 2009

ERNSTFALL!!! LMU GERÄUMT!!! SOLIPAKT AKTIVIERT!!!

Heute Morgen um 6:00 Uhr wurde die polizeiliche Räumung der
Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU) am Geschwister-Scholl-Platz
durchgeführt. Bei dieser unnötigen Aktion, die jedem begonnenen und
geforderten Dialog der Studierendenschaft mit den Verantwortlichen
widerspricht, wurde glücklicherweise keine/r unserer MitstreiterInnen
verletzt. Dennoch verurteilen wir diesen repressiven Schritt auf das
Schärfste.

Hiermit tritt der Internationale Solidaritätspakt in Kraft, weshalb
spätestens morgen, Dienstag dem 29.12. in den Mittagsstunden koordinierte
Aktionen der beteiligten Bildungseinrichtungen stattfinden müssen, um die
Öffentlichkeit zu informieren und unseren Protest auszudrücken.
Bitte vergesst nicht, hierbei auch auf die Räumungen in Wien, Hamburg und
Bochum hinzuweisen,die im Weihnachtsstress nicht die nötige
Resonanz fanden.

Mit freundlichen Grüßen,
AK Vernetzung, Uni Wü


Presse - FAZ von heute:


Kleiner Fehler am Rande:Würzburg ist und bleibt besetzt...

Freitag, 6. November 2009

Besetzung der Münchner Kunst Akademie

Ein Wiener Komitee traf gestern zur Übergabe eines Wanderbanners in München ein, womit symbolisch - und dann auch reell - der Verve der österreichischen Protestbewegung und Unibesetzer überschlagen sollte. Nach einer Solidaritätskundgebung vor der Münchner Akademie der bildenden Künste (AdbK) und Wiener Grußworten waren sich alle Anwesenden einig: Hier auch! Besetzen!


Das Plenum, das sich im Sitzungssaal der AkbK versammelte, beschloss eine Spontan-Demo am frühen Abend, sowie eine Fete und VoKü. Gegen Abend tummelten sich in dem Gebäude schätzungsweise 300 Besetzer. In zahlreichen Arbeitsgruppen wird die Aufrechterhaltung der Besetzung nun organisiert. Vor allem die Gruppe des Münchner Bildungsstreiks vom vergangenen Sommer (SoS) ist bei der Besetzung massiv beteiligt, und liebäugelt - bei einem Gelingen der Mobilisierungsarbeit und einer Verbreiterung der Protestbasis - mit dem Audimax der LMU.
Die Beteiligung der Akadmiestudenten selbst ist verschwindend gering bei der Aktion, das Gros der Künstler ist leider völlig unpolitisch, und allem Anschein nach gefangen in einer individualistischen, narzisstisch-hedonistischen Milieu-Mentalität - sollten sie uns die nächsten Tage/Wochen nicht eines besseren belehren und doch noch Fähigkeit zur Solidarität zeigen.


Die Akademieleitung toleriert im Übrigen die Besetzung, und zahlreiche Professoren unterzeichneten bereits Solidaritätserklärungen. Von den beiden angebotenen Studiengängen "Freie Kunst" und "Lehramt" wurde bisher erst letzterer modularisiert;
So geht es auch gegen die Modularisierung der freien Kunst Klassen, wobei die Professoren und Verwaltung (bisher) gemeinsam mit den Studenten Front machen;
insofern eine vorbildliche Bewegung. Andererseits muss man sich auch bezüglich der Verwunderung über ein derart kooperatives Präsidium klar machen, dass die Akademie nicht in einem derartigen Konkurrenzverhältnis wie die Unis zueinander stehen, da es neben München nur noch Nürnberg mit einer Kunstakademie gibt, also auch kein "Akademie-Bayern e.V" oder anderer Quatsch nötig ist. Die AdbK ist wohl zweifelsohne eine Prestige-Institution, ein traditionsreicher Hort der Musen und damit ein wichtiger kultureller Standortfaktor, aus der Sicht der Herrschenden.
Diesen Vorteil gilt es sich zunutze zu machen, das scheint ein guter Ausgangspunkt für weitere Aktionen, Forderungen und eine Verbeiterung der Protestbewegung.

Das Tagesprogramm der Besetzung erfährt man auf (falls jemand am Wochenende oder nächstens vorbeischauen will):
http://www.bildungsstreik-muenchen.de

Bilder finden sich auf
http://twitpic.com/photos/bildung_muc

Und Infos zu weiteren aktuellen Uni-Besetzungen in Deutschland (!):
http://unsereunis.de

Mittwoch, 4. November 2009

Kunst-Akademie Besetzung München

Die UNI brennt... http://fm4.orf.at/stories/1631019/





Spontane Rede beim Erstsemesterempfang in der Kongresshalle am 3.11.2009



Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,


In all den Begrüssungsworten und offiziellen Willkommensreden, die Ihr in eurer bisherigen Hochschulkarriere erleben durftet, wurde wahrscheinlich IMMER hervorgehoben, dass ihr die richtige Wahl getroffen habt, weil Augsburg ein super Studienort ist, bayerische Hochschulen quasi per se die Spitze der Wissenschaft repräsentieren und auch der Bachelorabschluss mittlerweile optimistische Zukunftsprognosen erlaubt. Zustimmung, Eigenlob und Qualität wohin man hört. Ich möchte jetzt nicht sagen, alles glatt gelogen - aber es kommt meiner Meinung schon ziemlich nahe, denn dass dies mit Sicherheit nicht die Wahrheit ist, zumindest nicht die Ganze, wisst Ihr mit euerm Bauchgefühl genausogut, es wird nur nicht offiziell darüber gesprochen, deshalb nehm ich mir jetzt zwei Minuten diese Freiheit heraus.

Was bedeutet Studium ursprünglich? Das Studium sollte eine Erziehung zur Mündigkeit sein, als Mensch und als Wissenschaftlerin. Diese Mündigkeit ist aber mitunter nur herzustellen durch eine Erziehung zum Widerspruch und zum Widerstand. Nur dadurch kann sich das, was der Philosoph Immanuel Kant meinte, wenn er sagt, Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit, aktualisieren. (ihr alle kennt das Zitat) Von dieser Erziehung zum Widerspruch und zum Widerstand, der Fähigkeit Kritik auszuüben, ist derzeit in der deutschen Hochschullandschaft leider nichts mehr zu sehen.

Heute gibt es fast ausschließlich eine Nachfrage nach Anpassung und Flexibilität, nach instrumenteller/praktischer Vernunft, nach Aus-bildung. Die Universität bedient primär baldnur noch privatwirtschaftliche Variablen (Geist des sog. Neoliberalismus) und kennt keine gesellschaftspolitischen oder kulturellen Zielsetzungen mehr. Darin aber liegt ihr
eigentlicher Sinn, ihre wesenhafte Aufgabe. Sie sollte auch Reflexion und Korrektiv der gesellschaftlich-historischen Prozesse sein. Die ehemalige Autonomie der Hochschule, eine akademische Selbstverwaltung, ist heute dem universellen Zwang der
Selbstvermarktung gewichen. Die Drittmittelakquise, also das Geld was die Unis für erbrachte Leistungen von der freien Wirtschaft erhalten, zeichnet heute den Erfolg von Wissenschaft aus. In gleichem Atemzug ist auf die sich eklatant steigende Hochschulwerbung hinzuweisen. Wer wird nicht gerne durch ein freundliches „Enjoy your meal“ von O2 in der Mensa begrüßt, oder vom Bayerischen Rundfunk darum gebeten ihn zu hören, weil er sonst sterben müsse, oder legt mal im Vorbeigehen schnell alle seine privaten Daten für ein Marktforschungsunternehmen offen, um an dem Gewinnspiel für ein einmaliges 600-Euro Stipendium teilzunehmen? - Das ist doch alles Lächerlich!
Apropos Lächerlich - die eine oder der andere von Euch wird die letzten Tage vielleicht Post vom CHE, das ist das Zentrum für Hochschulentwicklung - einer 100%igen Bertelsmann Konzerntochter erhalten haben, um bei der Evaluierung ihres/seines
Studienganges mitzuhelfen. Das CHE installiert durch den Rankingzwang einen Konkurrenzkampf wo keiner sein darf und war hauptverantwortlich für Studiengebühren, Bildungsprivatisierung und die aktuelle Umsetzung des Bologna Prozess. Ich kann nur den Boykott des Rankingfetischs empfehlen.

Die Modularisierung, also die Umstellung auf Bachelor und Master, geht einher mit einer
massiven Steigerung Von Lern- und Leistungsdruck, gepaart mit Kontrolle und
unkritischem Denken. In sechs Semestern kann man sich keine Urteilsfähigkeit über das
studierte Fach erarbeiten, aber dies wird dann als indivuduelles Problem gesehen, Nein -
Eine sofortige Veränderung muss sein, Master für alle, ohne Zugangsvoraussetzung oder
sonstige Kriterien. Wir Studierenden sind Beteiligte, angehende Wissenschaftlerinnen und nicht Unbeteiligte konsumierende Kunden. (Sollten es zumindest sein) Deshalb auf ein kurzes Wort zu den studentischen Partizipationsmöglichkeiten innerhalb der Universitätspolitik. Dazu muss man wissen, dass in Bayern die verfassten Studierendenschaften 1973 abgeschafft wurden. Das heisst die studentischen Vertretungen sind Keine Körperschaften des öffentlichen Rechts und haben auch kein finanzielles Budget. An der hiesigen Universität ist der Asta (vielleicht aus deshalb) mittlerweile zur studentischen Dienstleistungseinrichtung geworden und besitzt leider keinen eigenständigen politischen Subjektcharakter mehr. Diese prekäre Studentische Mitbestimmung spiegelt sich in Augsburg in den beiden höchsten entscheidenden Gremien wider. Mit nur einem Vertreter gegenüber 15 Professoren in der erweiterten
Universitätsleitung (Aufsichtsrat) bzw. externen (Wirtschafts)vertretern im Universitätsrat (Vorstand) sind wir Studierenden vertreten.
Eine weitere inakzeptable Auswirkung der nicht verfassten Studierendenschaft sind die Hiwi Jobs, also die studentischen Tutorien und Bürojobs die an der Universität Augsburg mit undankbaren 6,50 Euro Studentlohn vergütet werden, natürlich ohne Urlaubs- oder Weihnachtsgeld oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
Eine doppelte Verarschung ist es, wenn man weiß, dass diese Jobs zum größten Teil aus Studiengebühren finanziert werden, die es jetzt ja seit mittlerweile 6 Semestern in Bayern, wie bis auf Hessen in allen anderen Unionsregierten Ländern, gibt. Die Studiengebühren sind das Tauschverhältnis von ökonomischem in kulturelles Kapital. Ich finde da folgenden Spruch ganz treffend: Das deutsche Bildungssystem ist wie ein Sieb, nur wer flüssig ist kommt durch. (Und dabei fängt die soziale Selektion ja nicht erst mit den Studiengebühren an, dann ist man ja (vermeintlich) schon ganz oben angekommen. Es gibt in der BRD ein Viergliedriges Schulsystem (Hauptschule, Realschule, Gymnasium und Förderschule); nur 17 Länder in ganz Europa leisten sich so ein konservativ reaktionäres Bildungssystem, 16 davon liegen in Deutschland...

Und warum ist es alles so gekommen? Ein Blick in die Statistiken gibt Antworten: Der Anteil der Hochschulausgaben am Bruttoinlandsprodukt ist von 1%, im Jahre 1970) auf 0,85% im Jahre 2000 gefallen, bei gleichzeitiger Verdopplung der Studierendenzahlen. Der gesamte Bildungshaushalt liegt für Deutschland aktuell bei lediglich 4,5% des BIP und damit fast einen Prozentpunkt unter dem OECD Durchschnitt. Das ist eine politische Entscheidung!

Wo sich ebenfalls ein eklatantes Missverhältnis feststellen lässt, ist die Frauenquote bei den Professorinnen. Die BRD belegt dort mit 15% Frauenanteil den vorletzten Platz in Europa; in Augsburg beträgt diese versteckte Diskriminierung „nur“ 18%. Hinweisen möchte ich auch auf die an allen Hochschulstandorten vertretenen rechtskonservativen chauvinistischen Burschenschaften und Verbindungen, die immer bei den Studienbeginnern auf Nachwuchsjagd gehen, Ihr werdet sie nachher im Foyer kennen lernen, das sind die Herren mit den lustigen Schärpen um den Bauch.

Mit Besagtem war es allerdings nicht meine Absicht Euch das Studium in Augsburg madig zu machen, sondern eben nur die dortigen Schattenseiten bewusst mitzuteilen.

In diesem Sinne,

Lasst euch nicht entmutigen,
Lasst euch nicht entmündigen,
Bewahrt euch die Kritikfähigkeit und behaltet Euer Unbehagen nicht für Euch!
Viel Glück und Bühne frei!

Montag, 19. Oktober 2009

Montag, 22. Juni 2009

Redebeitrag der Studierenden auf der Bildungsstreik-Demo in Augsburg am 17.06.09

Was machen wir hier eigentlich? Und was bringt es, dass wir uns heute hier und viele Menschen in anderen Städten versammeln und demonstrieren?

Des Öfteren gibt es nach Demonstrationen Fragen wie „Wie war`s?“ oder auch „Hat`s was gebracht?“.
Oft scheinen die Erwartungen und die Ziele einer Demonstration nicht klar zu sein, viele erhoffen sich zu viel. Die, die sich nichts erhoffen, gehen oft nicht mehr hin, nachdem sie frustriert sind von den Demos, die ja alle nichts gebracht haben.
Eine Demonstration ist kein legislativer Gesetzgebungsakt, wo Gesetze verabschiedet würden.
Eine Demonstration trägt stattdessen zur öffentlichen politischen Willens- und Meinungsbildung bei, sie hat die gesellschaftliche Aufklärung zum Ziel. Deshalb findet sie auch in der Öffentlichkeit statt und bedarf auch der medialen Öffentlichkeit um gehört und verbreitetet zu werden.

Die Gesellschaft über Missstände im Bildungsbereich und deren gesellschaftlich-ökonomische Ursachen aufzuklären ist der Grund warum wir heute hier sind.
Wenn der eigene Protestwille in einer einzigen Demonstration aufgeht, missversteht man den politischen Prozess der Öffentlichkeit und der Parteien.
Wenn man behauptet Demonstrationen bringen nichts, so missversteht man was eine Demonstration ist.
Wenn man dagegen betrachtet, in wie wenigen Bundesländern Studiengebühren eingeführt wurden, nämlich in 6, und wie stark das Thema „Bildung“ die Öffentlichkeit, wie die Medien politisiert, dann sieht man, was andauernder Protest und andauernde Demonstrationen bringen.
Es kann bei einer Demonstration wohl vor allem nur darum gehen, sich selbst und andere aufzuklären und kritisches politisches Bewusstsein zu erzeugen.

Ich möchte euch heute etwas dazu sagen, wie sich die Änderungen im Hochschulbereich auf uns selbst auswirken, wie sich unser Begriff des Studierens wandelt.
Deswegen will ich etwas zu Studiengebühren, zum Bologna-Prozess und zur studentischen Mitbestimmung sagen.

Durch Studiengebühren sind wir zu Kunden geworden, die einen angeblichen Anspruch auf ihr Produkt „Bildung“ haben und dieses angeblich einfordern können. Was wir aber wirklich einfordern können, sollten wir mittlerweile gemerkt haben, nämlich Nichts.
Das Positive am Kunden bleibt auf der Strecke aber alles Negative finden wir an uns selbst. Indem wir Kunden geworden sind, hat die Bildung ihre Freiheit verloren. Wir kaufen ein Produkt. Wir können uns nur noch selbst verwerten und unser Abschluss wird für uns zunehmend zu biographischem Kapital.
Universitäre Bildung hatte zwar immer schon den Zweck der beruflichen Qualifizierung, aber das Besondere der jetzigen Umstrukturierung ist, dass wir schon während wir uns bilden, uns selbst verdinglichen. Was ich damit meine ist, dass sich unser Studium im Abschlusszeugnis verwirklicht und dieses Zeugnis für uns und für den Arbeitsmarkt unsere Bildung ist. Wir bilden uns nicht zu Selbstbestimmung & Solidarität, bilden nicht unsere Kritik- und Reflexionsfähigkeit. Wir bilden uns zur Konformität. Die Steigerung des Humankapitals des Einzelnen, kurz unser Marktwert, ist was übrig bleibt von unserer Bildung. Die Gesellschaft & Wirtschaft braucht fähige ausbeutbare humane Ressourcen und indem wir diese Ziele übernehmen machen wir uns eben selbst zum Material, das zu funktionieren hat für die Zwecke der Gewinnmaximierung.

Durch den Bologna-Prozess und dessen Dauerüberprüfung der Anwesenheit und des Leistungsdrucks verewigen wir das Leistungsprinzip und den Wettbewerb an der Universität. In unserer Leistungsgesellschaft sehen wir wohin unser Bildungssystem uns führt. Der Sozialstaat wird abgebaut und ersetzt durch eine Gesellschaft der Konkurrenz. Wir sollen uns anpassen an die neuen Verhältnisse. Wir sollen dem Standort Deutschland zu neuem Glanz verhelfen im Wettbewerb des Globalen Marktes. Nicht weil Deutschland ein guter Staat für die Menschen, die darin leben ist sollen wir dazu beitragen ihn zu erhalten. Wir sollen Deutschland wettbewerbsfähig halten, damit die Kapitalströme fließen und der Standort gewinnversprechend ist. Wir sind die Idioten, die ihr Wissen als Produkt und Ware uns selbst entfremden und geben sie nicht her damit es allen besser geht, sondern damit die Kasse stimmt.
Es droht uns, dass wir nicht mehr glauben der gute Staat ist der, in dem es Menschen gut geht, sondern der, der den Wettbewerb gewinnt.

Durch unser bisschen Maß an Mitbestimmung gehen wir in die Falle der Sozialpartnerschaft. Wir dürfen mitbestimmen, müssen aber überstimmbar bleiben, so dass wir alles mittragen müssen aber keine reale Bestimmungsmöglichkeit haben.
Bis 1974 hatten dagegen Studierende in viertelparitätisch besetzten Gremien deutlich mehr Mitspracherecht, bis das in der Ära Kohl „nachgebessert“ wurde.

So entsteht der Schein, Protest wäre nicht mehr nötig, da wir doch die direkten Wege über die Gremien gehen können und trotzdem ändert sich nichts. Gleichzeitig ziehen wir unsere eigenen Kommilitonen in den Asten in die Verantwortung, um unsere Wünsche durchzusetzen und genau dadurch entmachten wir uns selbst.
Wir verlassen uns auf unsere Mitbestimmung in Gremien, die keine ist. Wir geben unsere Stimmen bei der Bundestagswahl ab, wir geben sie ab bei Landtags- und Kommunalwahlen. Geben wir sie auch an der Universität ab, haben wir keine Stimme mehr mit der wir auf die Straße gehen können und unsere Rechte einfordern können. Das hier ist kein Aufruf Wahlen zu boykottieren, das ist ein Aufruf wählen zu gehen aber seine Stimme zu behalten. Unsere Vertreter sind da, um uns zu vertreten und nicht um unser politisches Bewusstsein zu ersetzen! Wenn wir unsere Stimmen gemeinsam sprechen lassen werden wir gehört. Wenn wir sie einzelnen wenigen geben kann man sie ignorieren.

Gemeinsam sind wir stärker als allein! Also lasst uns gemeinsam protestieren. Nicht nur hier und nicht nur heute. Aber fürs erste: Bringen wir den Protest auf die Straße!

Sonntag, 21. Juni 2009

Bildungsstreik in Augsburg: Donnerstag

Aus einem Beitrag auf Indymedia:



"Heute haben Augsburger SchülerInnen- und Studierende die SchülerInnen- und Studierendenrepublik Augsburg ausgerufen. Am vierten Tag des bundesweiten Bildungsstreiks, haben wir die Macht der offiziellen Schul- und Universitätsgremien gestürzt und ein Rätesystem wie schon 1918/1919 errichtet. Die Dynastie Seehofer/Spaenle/Heubisch ist abgesetzt.

Um 14.30 Uhr fanden sich ca. 50 SchülerInnen und Studierende auf dem Rathausplatz in Augsburg ein, um symbolisch das Rathaus zu besetzen und die SchülerInnen- und Studierendenrepublik Augsburg auszurufen. Trotz schon vor Beginn der Aktion anwesenden Repressionsorganen schafften es ca. 20 bis 25 Räte und Rätinnen ins Rathaus einzudringen. Einigen gelang es, den Balkon des Rathauses zu besetzen, dort ein Transparent mit der Aufschrift "Sitz des SchülerInnen- und Studierendenrates" aufzuhängen und die SchülerInnen- und Studierendenrepublik Augsburg zu proklamieren. Mit Sprechchören und Flyern wurde auch aus den Fenstern heraus das neue bildungspolitische Zeitalter propagiert. Am benachbarten Perlachturm wurde ein Transparent herausgehängt und ganz Augsburg mit Flyern eingedeckt.
Leider zeigten Polizei und konterrevolutionäre Rathausverwaltung keinerlei Kooperationsbereitschaft und bestanden auf der Aufnahme von Personalien und dem sofortigen Abzug des SchülerInnen- und Studierendenrats.




Hoch die SchülerInnen- und Studierendenrepublik!
Freie Bildung für alle!"

Bildungsstreik an der Freien Universität Berlin 1.Woche

Montag 15.6.: Besetzung eines Raumes im Zentralgebäude der FU als Streikzentrale. Komplette Besetzung des Otto-Suhr Insituts für Politik- und Sozialwissenschaften


Dienstag 16.6.: Vollversammlung an der FU, 1300 Studierende diskutieren umfangreich über bessere Studienbedingungen
Die Sitzung im Audimax wird durch den lautstarken Hinweis unterbrochen, dass das Präsidium gestürmt wurde und die Besetzer/innen dringend Unterstützung brauchen. 400 Studierende schließen sich dem Aufruf spontan an und halten den Arbeitsplatz des allseits verhassten Präsidenten Dieter Lenzen für über vier Stunden besetzt, bis sie schließlich aufgrund der Konfrontation mit massiver Polizei Präsenz nach intensivster Diskussion um Forderungen und Ziele der Aktion erschöpft aufgeben.






Mittwoch 17.6.: 15000 Schüler, Studierende und Auszubildende demonstrieren gemeinsam gegen Sparpolitik und kapitalistische Reproduktionsverhältnisse im Bildungssektor, sondern für selbstbestimmte Lehr und Lernbedingungen - zentrale Kritik: Das deutsche Bildungssystem ist wie ein Sieb, nur wer flüssig ist kommt durch!



Donnerstag 18.6.: Mehrere Hundert Studierende blockieren über Stunden hinweg den Kurfürstendamm, einige von ihnen schaffen es in die stark bewachten Filialen von Commerz- und Deutsche Bank, um auf die Absurdität des Spararguments hinzuweisen. Nach circa drei Stunden beginnen die grünen Hüter der bestehenden Ordnung mit der Räumung. Alle harren solidarisch aus bis die eingesperrten Kommiliton/innen aus den Schalterhallen wieder frei sind.

Freitag 19.6.: Blockadeaufruf der Kultusministerkonferenz. Die Minister/innen wechseln kurzfristig den Tagungsort und erklären sich für nicht zuständig für die Belange der Bildungsstreikenden. Ein wütender Demonstrationszug setzt sich durch die Innenstadt in Richtung Bildungsministerium von Berlin in Bewegung. Es kommt zum kurzen sinnlosen Gespräch mit Minister Zöllner. Anschließend rennen alle zum Landesfinanzministerium, welches von einigen Kommilitonen/innen besetzt wurde. Die Schnitzeljagd mit drei Hunderschaften Berliner Polizei im Gepäck findet nach dem Versuch ins rote Rathaus einzudringen in einer einstündigen Belagerung der S-Bahn Station Alexanderplatz ihr Ende.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Bildungsprotestwelle erfasst Augsburg



Was ist der Unterschied zwischen einer Universität und einer Berufsschule? Gute Frage. Angesichts der aktuellen Hochschulentwicklung möchte man beinah sagen, es handelt sich hierbei ja um keine „prüfungsrelevante“ Frage, deshalb müsse sie nicht weiter interessieren…
Eine erstaunlich breite Protestbewegung, die sich seit einigen Monaten im ganzen Bundesgebiet aber auch international formiert, sieht das anders und setzt auch Fragen, welche die Bildungspolitik als ganze betreffen, auf die Tagesordnung des Widerstands. Der schlichte Titel „Bildungsstreik“ lässt für viele (Augsburger) Studenten kaum etwas von dem Ausmaß der Bewegung erahnen. In Italien organisierten vor kurzem 100.000 Studenten zusammen mit Leih- und Zeitarbeitern einen Marsch auf Rom, in Frankreich blockieren Dozenten und Studenten gemeinsam die dortigen Hochschulreformen zur Bildungsökonomisierung, in Leipzig befinden sich seit über 40 Tagen Universitätsgebäude besetzt und seit Tagen werden die KiTas von den Erziehern bestreikt. Der Grund für all dies: Eine zunehmende Ökonomisierung der Bildung.
Das Wort „Streik“ hat dabei vor allem politischen Symbolcharakter und weckt Assoziationen, z.B. an den legendären Streik der „Solidarnosc“-Gewerkschaft 1980 in Polen; Bildungs-„Boykott“ erklärt das aktuelle Vorhaben dabei zutreffender, rückt aber die Überparteilichkeit und die Solidarität der Protestierenden in den Hintergrund. Beim Bildungsstreik handelt es sich um ein immenses Bündnis von Schülern, Studenten, Gewerkschaften und vielen anderen Gruppen, die in 54 deutschen Großstädten bundesweit eng miteinander vernetzt sind und koordinierte Aktionen und Demonstrationen in der Woche vom 15. bis 19. Juni planen. Insgesamt wird der Bildungsstreik von über 200 Gruppierungen verschiedenster Couleur unterstützt (darunter sämtliche Hochschulgruppen und AStAs, kirchliche Gruppen, Partei- und Gewerkschaftsjugenden, Attac,…). Das „Augsburger Bildungsbündnis“, das sich aus hiesigen SchülervertreterInnen und StudentInnen zusammensetzt, organisiert dabei den Protest vor Ort und fordert ebenfalls dazu auf, sich zu engagieren. Gelegenheit hierzu bieten die bundesweiten Demonstrationen am 17. Juni; in Augsburg ist hierbei Beginn um 13.30Uhr am Rathausplatz mit einer Kundgebung. Bereits ab 9Uhr werden sich streikende SchülerInnen dort versammeln. Es geht vor allem gegen eine Politik, welche Bildung immer stärker ökonomisiert und damit warenförmig macht. Öffentliche Gelder für Bildungsausgaben werden eingespart mit dem Argument der leeren Kassen, wohingegen zur Bankenrettung 720 Milliarden Euro aufgebracht werden. Der Konkurrenzdruck nimmt nicht nur im achtjährigen Gymnasium zu, sondern verlagert sich bereits in die letzten Jahre der Grundschule. Private Nachhilfeinstitute boomen, psychologisches Beratungspersonal des Studentenwerks sowie an Schulen hat Konjunktur. Enge Stundenpläne und hohe Anforderungen im Bachelorstudium bewirken oftmals eine Verinnerlichung der uneingeschränkten Leistungsbereitschaft und Konformität.
Dagegen wollen wir protestieren. Einen aktuellen Überblick über den Bildungsstreik, sowie eine komplette Übersicht der Forderungen und sämtlicher Unterstützer ist auf www.bildungsstreik2009.de einsehbar.

Montag, 25. Mai 2009

Bologna auf der Zielgeraden - Hintergründe und Entwicklungen des Bologna-Prozesses ein Jahr vor seinem angestrebten Abschluss

Im Alltag von Studierenden macht sich der „Bologna-Prozess“ wohl am eindrücklichsten in Form des zweigliedrig-hierarchischen Bachelor- und Mastersystems und der Modularisierung der Studiengänge bemerkbar. Welche Zielsetzungen wurden aber genau in der Bologna-Erklärung formuliert und wie werden diese umgesetzt? In welchem größeren gesellschaftlichen Rahmen ereignet sich dieser Umbau des Studiums unter dem Label „Bologna“? Und wie könnte eine vernünftige Studienreform aussehen? Mit diesen und anderen Fragen wollen wir uns im Rahmen der Veranstaltungsreihe, die im Vorfeld bzw. zum Auftakt des bundesweiten Bildungsstreiks stattfinden wird, auseinandersetzen.

Donnerstag, 04.06. - 17.30 Uhr - Raum 2103
Der Bologna-Prozess- ein Überblick

2010 sollte er abgeschlossen sein, der Bologna-Prozess. Um zu hinterfragen, was „Bologna“ eigentlich bedeutet, werfen wir zunächst einen Blick darauf, welche Entwicklungen zur ersten Erklärung in Bologna geführt haben. Darauf aufbauend entwickeln sich die Ziele des Prozesses und seine Umsetzung. Abschließend soll auf Grundlage der Umsetzung in Deutschland ein Blick auf Chancen und Risiken des Bologna-Prozess für die Studienreform geworfen werden.

Die Referentin, Sarina Schäfer, ist im Vorstand des Freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften (FZS).


Mittwoch, 10.06. - 17.30 Uhr - Raum 2107
Bologna: Bildung in der Wissensgesellschaft - Thesen zur Kritik der neoliberalen Universität

Die Bologna-Erklärung von 1999 formuliert die Absicht, Europa in den weltweit größten und dynamischsten wissensgestützten Markt zu verwandeln. In diesem Zusammenhang werden die Universitäten in Wissensbetriebe zur Produktion von ökonomisch verwertbarem Wissen und von Humankapital umgestaltet. (Studentische) Kritik an diesen Entwicklungen unterstellt häufig, dass es sich hier um völlig neue Phänomene handele: Bildung werde neuerdings zur Ware. Inwiefern dies tatsächlich der Fall ist, soll in der Veranstaltung diskutiert werden.

Der Referent, Prof. Dr. Gerhard Stapelfeldt, ist Professor für Soziologie an der Universität Hamburg mit Schwerpunkt kritischer Gesellschaftstheorie und Autor des Buches „Geist und Geld. Von der Idee der Bildung zur Warenform des Wissens“.

Montag, 15.6. - 19.15 Uhr - Raum 2103
Widersprüche des Bologna-Prozesses -
Zur Notwendigkeit einer (anderen) Studienreform


Die aktuelle Studienreform wird hierzulande gerne mit Verweis auf den „Bologna-Prozess“ und die sich daraus ergebenden internationalen Verpflichtungen legitimiert. Entscheidungen wie die, nur einen Teil der Bachelor-Studierenden zum Master zuzulassen erweisen sich bei näherer Betrachtung jedoch als spezifisch deutsche. In der Veranstaltung wird danach gefragt, wie deutsche Bildungspolitik den „Bologna-Prozess“ interpretiert, welche Art der Studienreform diese vorantreibt und wie eine gesellschaftlich und wissenschaftlich sinnvolle Studienreform aussehen könnte.

Der Referent, Torsten Bultmann, ist Geschäftsführer des Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) und ist (Mit-)Verfasser zahlreicher Stellungnahmen und Expertisen zum Thema Hochschulpolitik.

Wir freuen uns auf gute Diskussionen mit vielen Interessierten!

Samstag, 9. Mai 2009

Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie

Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie

11.-16. Mai 2009, Augsburg

Der fzs (freier Zusammenschluss der StudentInnenschaften) veranstaltet im Mai 2009 zum dritten Mal die bundesweite Kampagne “Kein Sexismus an Hochschulen! - Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie”. An der Uni Augsburg wird die Kampagne vom Frauen/Lesbenreferat und dem Schwulenreferat des AStA, sowie der GEW Hochschulgruppe unterstützt.

Sexismus (als Diskriminierung aufgrund des Geschlechts) und Homophobie (als Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung) sind Konsequenzen aus Geschlechterstereotypen, ungleichen Machtverhältnissen zwischen Männern und Frauen sowie der vorherrschenden Heteronormativität. Heteronormativität bedeutet, dass ein gesellschaftliches und institutionalisiertes Denk- und Verhaltenssystem existiert, das Heterosexualität anderen Formen sexueller Orientierung als überlegen einordnet oder gar als “natürlich” ansieht, wodurch andere Lebens- und Liebesweisen keine Berechtigung haben.

Entgegen vieler Annahmen bietet auch die Universität, als Teil einer Gesellschaft, welche diese Denk- und Verhaltensweisen hervorbringt, keinen Schutz vor ihnen. Denn auch Studierende erachten dieses Thema oder gar eine kritische Auseinandersetzung damit meist nicht einmal für notwendig. Fast täglich werden wir auch in den Hochschulen über Werbung, Zeitschriften und teilweise sogar Lehrmaterialien mit sexistischen und homophoben Darstellungen und Texten konfrontiert. Aus der Beratungserfahrung der Referate in (anderen) Studierendenvertretungen ist bekannt, dass viele Studentinnen von sexualisierter Belästigung betroffen sind und verbale und körperliche Angriffe auf schwule und lesbische Studierende regelmäßig vorkommen.

Auch Studentinnen und Studenten an der Uni Augsburg bleiben davon nicht verschont. So trauen sich manche Studentinnen nicht in den Frauen/Lesbenraum, da sie Angst haben, beim Betreten oder beim Aufenthalt darin gesehen zu werden und sofort als “Lesbe” abgestempelt zu werden, was Diskriminierung und Belästigung nach sich ziehen kann. Unzählige weitere Beispiele kennt fast jede und jeder aus dem Alltag.

Mit den Aktionstagen gegen Homophobie und Sexismus soll diese Problematik nun zum ersten Mal auch in Augsburg an die Uni gebracht werden.

Programm:

Achtung! Die Termine/Orte stehen alle noch nicht zu 100% fest. Über Änderungen informieren wir Euch aber rechtzeitig auf dieser Seite.

12. Mai 2009

“Die bisexuelle Revolution”
Filmvorführung mit anschließender Diskussion.
Wann/Wo: 19:15 Uhr, Uni Augsburg, Raum 2108

14. Mai 2009

Vortrag um Thema ” Homosexualität in der Wissenschaft”

Wann/Wo: 19:15 Uhr, Raum 2105 im Gebäude D1, Uni Augsburg

15. Mai 2009

“Über die Angst des bürgelichen Subjekts, gefickt zu werden!”

Filmvorführung von Pedro Almodóvars “Matador” mit anschließender Diskussion zum Thma Homophobie in der bürgerlichen Gesellschaft. [weitere Infos]

Wann/Wo: 19.00 Uhr, “Ganze Bäckerei”, Reitmayrgässchen 4

im Anschluss gegen 22 Uhr: “Queer, Straight, What Ever” - Fete in der Ganzen Bäckerei mit Sekt, Bier und QUeeRer music

16. Mai 2009

Workshop zum Umgang mit Homosexualtität im Lehrberuf bzw. in pädagogischen Berufen.

Wann/Wo: 14 Uhr, Uni Augsburg, Raum 2103

Inhalt und Ziele dieses Workshops werden sein:

- Reflektion der Einstellungen zu und der Umgang mit Homosexualität bei heterosexuellen pädagogischen Kräften/LehrerInnen
- Umgang mit eigener Homosexualität bei homosexuellen pädagogischen Kräften/LehrerInnen im Beruf bzw. am Arbeitsplatz
- MultiplikatorInnenfunkion im Beruf/am Arbeitsplatz gegenüber Schülerinnen und Schülern bzw. KlientInnen, wie Aufklärungsarbeit oder Unterstützung beim Coming-Out

Durchgeführt wird dieser Workshop von FLUSS e.V. - “Freiburgs Lesbisches und Schwules Schulprojekt”

Mittwoch, 22. April 2009

Freitag, 10. April 2009

60 Jahre Nato. Der Gipfel in Straßburg, Kehl und Baden-Baden: Beobachtung, Darstellung und Bewertung der Protestformen.


Die Nato ist ein militärisches Interessenbündnis aus dem Gros` der westlichen Industrienationen mit einem mittlerweile fragwürdigen Erweiterungsdrang nach Osten, der die aktuelle Mitgliederzahl auf 28 Staaten hat anwachsen lassen und dadurch auch in Zukunft das US-amerikanische Hegemonstreben sichern soll. Wodurch sich die Nato nach dem Ende des Kalten Krieges definieren und die ideologischen Grundlagen ableiten soll ist ihren Mitgliedern nicht mehr ersichtlich. Es wird weiterhin die Mär vom Sicherheits- und Menschenrechtsgaranten bemüht, der diese aus purem Altruismus sowohl in Jugoslawien wie in Afghanistan etc. verteidigt.

Die eigentliche Realität der Nato hingegen ist ihr purer Selbstzweck. Es werden weltweit Krisen fokussiert und finanziert, um einen neuen Bedarf an Waffen zu produzieren, welche wiederum ihrer Anwendung erfordern, am besten dort wo sich Rohstoffe sichern und neue Geschäftspartner finden lassen. Dieser apokalyptische Zirkel ist ein Perpetum Mobile, der auf der einen Seite Krieg und Terror, auf der anderen ökonomische Gewinne zur Folge hat: des einen Leid ist des anderen Freud.

Durch die beschleunigte Externalisierung und Digitalisierung des Krieges ist die militärische Dimension für die Entscheidungsträger mittlerweile nur mehr eine symbolische beziehungsweise konventionelle Erweiterung der neoliberalen WirtschaftsPolitik, ja überhaupt gänzlich durchdrungen von monetären Interessen und deren Administration. Angefangen beim globalen Konkurrenzkampf der Waffenexporteure - Deutschland hält sich wacker auf Platz drei bis vier - über die Einbindung in und Konsolidierung von multilateralen Abkommen, bis hin zur über-lebensnotwendigen Aneignung der fossilen Energieträger frei nach dem Motto: „Was können wir dafür, dass unser Öl unter arabischer Wüste liegt?“

Wer zu dieser Analyse gekommen ist, konnte sich nicht ruhig verhalten, als sich dieses Mords-Unternehmen anlässlich seines 60-jährigen Bestehens in Straßburg, Kehl und Baden-Baden selbst beweihräucherte und dazu 100 Millionen Steuergelder beanspruchte. Zu ihrem Schutz hatten die Verantwortlichen über 30000 Polizisten/innen auf deutscher und französischer Seite zusammen gezogen und im Vorfeld bereits die zu erwartenden kritischen Stimmen mit repressiven Auflagen belegt. Vor allem die vom Grundgesetz und dem Vertrag über die europäische Verfassung garantierten besonderen Rechte zur Versammlungsfreiheit (vgl. Art. 8, bzw. Art. II-27) wurden zumindest in Deutschland bis zur Unkenntlichkeit mit zum Teil absurden bis paranoiden Auflagen durch das Innenministerium BW verstümmelt. In Baden-Baden war es beispielsweise auf der Anti-Nato Demonstration verboten zu rennen, einen Hund mitzuführen, näher als einen Meter fünfzig an einen Polizeibeamten heranzutreten, eine Wasserspritzpistole dabei zu haben, einen Kapuzenpulli anzuhaben, eine Stange aus Metall, ein hartes Holz oder weiches das länger als drei Meter, oder breiter als drei Zentimeter misst zu benutzen, oder ein Transparent parallel zur Laufrichtung zu halten, oder sich lauter als 90 Dezibel zu äußern etc. pp.
Aus diesem Grund ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass dort lediglich 300 Menschen demonstrierten und damit gleichzeitig die Anwesenheit von ca. 8000 Polizeikräften und das bombensichere „Betreuungsverhältnis“ völlig desavouierten. Als einziges Motiv für die Klatschpresse blieb deshalb nur ein exhibitionistisch veranlagter junger Mann, der mit diversen Tanzeinlagen auf sich aufmerksam machte...
Gänzlich umgekehrt war die Situation im französischen Straßburg. Dort waren auffällig viele Demonstranten/innen vollkommen mit vornehmlich schwarzer Kleidung bedeckt, wohingegen die Polizei streckenweise überhaupt nicht zu sehen war. Dadurch entstanden, vermutlich beabsichtigt, absolut rechtsfreie Räume in denen sich die gewaltbereiten Nato-Gegner/innen vor staatlicher Verfolgung nicht zu fürchten hatten und ihrer Militanz deshalb nichts im Wege stand. Diese Personengruppe, die wie ein Mob durch die Straßen zog und alles zerstörte, anzündete und plünderte was nicht unzerstörbar, feuerfest und nutzlos war, oder sich zur Wehr setzte, berauschte sich am Gefühl des momentanen Anarchismus und war zu keiner kognitiven Leistung mehr fähig.
Damit hat sie der linken- und allem voran der Friedensbewegung einen Bärendienst erwiesen, sind es doch die von den Extremisten verursachten Bilder die von den diesbezüglich gleichgeschalteten Medien in alle Welt transportiert werden und nicht die Inhalte nach denen dann schon zweimal nicht mehr gefragt wurde.

Es steht außer Frage, dass sich vermutlich jeder Linke insgeheim freut, wenn er Polizisten vor einem Hagel aus Steinen und Flaschen zurückweichen sieht und überall Zeichen des Widerstands auf Mauern gesprayt werden, aber man muss doch wissen aus welchem Grund das alles passiert.
Wie es den Anschein machte war es in Straßburg die pure Lust an der Zerstörung die die Militanz der Extremisten leitete. Militanz jedoch, wie jede andere Form des Protests, ist ein Mittel, welches eine Überlegung über die Sinnhaftigkeit bzw. Kosten und Nutzen der Aktion im Hinblick auf die Zukunft verlangt. Oftmals ist ein kämpferisches, manchmal vielleicht sogar militantes Vorgehen gegen Polizei- und Staatsräson angebracht. In diesem Sinne ließe sich der Brand der alten Zollstation in Straßburg als symbolisches Opfer gegen die weltweit willkürliche Staatenkontrolle der Nato und als energischer Ausdruck der eigenen Empörung rechtfertigen, aber die Vernichtung einer Apotheke, eines Hotels, etc. wo bewusst Menschenleben und die Zerstörung von Eigentum der Anwohner in Kauf genommen wurden, nicht mehr.

Das Finden der richtigen Protestkultur ist mindestens genauso schwierig und wichtig wie das Finden des Protest-Ziels, denn die richtige Form bestimmt das Gelingen der Revolution, die falsche bedingt ihr Scheitern.

Bildungsstreik 2009


Wenn ihr uns bei der Organisierung des Bildungsstreikes in Augsburg Helfen wollt. Oder auch einfach nur genauer wissen wollt was wir so machen, dann meldet euch einfach per e-mail unter : Bildungsbuendnis-Augsburg@web.de
oder auf unserem Infotelefon: 0174 8387786
Wir freuen uns darauf von euch zu hören.

Bis denne

Euer ABB

Freitag, 13. März 2009

Zur Kritik der Modularisierung und des Credit-Point-Systems - Ein Diskussionsbeitrag

Der sogenannte Bologna-Prozess der Hochschulreform ist in vollem Gange. Mittlerweile wurden sämtliche Studiengänge modularisiert und die meisten davon auch auf die neuen Abschlüsse Bachelor und Master umgestellt. Wer "zu spät geboren" wurde oder das Abi auf dem zweiten Bildungsweg gemacht hat und deshalb erst jetzt ein Studium beginnt, hat zunächst einmal gar keine andere Möglichkeit, als sich mit dem neuen System zu arrangieren.

Dass die neuen Studiengänge Realität sind, ist jedoch kein Grund, nicht kritisch zu fragen, was diese an Veränderung bedeuten. Der folgende Beitrag beschränkt sich im Wesentlichen auf eine kritische Analyse der Modularisierung und insbesondere des Systems der Credit Points bzw. Leistungspunkte. Diese Elemente sind Bestandteil sowohl des Bachelors als auch des Masters sowie der noch nicht auf die neuen Abschlüsse umgestellten modularisierten Lehramtsstudiengänge. Darüber hinaus wäre eine Analyse des Systems der zwei- bzw. dreistufigen Studienabschlüsse zu leisten.

Anliegen der im Folgenden geäußerten Kritik ist nicht die Idealisierung der alten Studiengänge, sondern eine nüchterne Betrachtung dessen, wie sich Studium unter den Bedingungen von Modularisierung und Leistungspunkten verändert.


Gestiegene Arbeitsbelastung

Ein Beispiel: Regelstudienzeit im alten Studiengang Diplom-Pädagogik waren neun Semester. Dabei mussten im Grundstudium neun Scheine, im Hauptstudium acht erworben werden. Dazu kam ein vierwöchiges Pflichtpraktikum im Grundstudium sowie zwei vier- bzw. achtwöchige Praktika im Hauptstudium. Selbstverständlich waren mit den Scheinen noch nicht alle prüfungsrelevanten Bereiche abgedeckt und der Besuch weiterer Lehrveranstaltungen nötig bzw. sogar in der Studienordnung festgeschrieben. Darum brauchte man sich jedoch nicht weiter zu kümmern, gab es doch keine Stelle, die kontrollierte, ob man diese Seminare tatsächlich besucht oder sich dafür entschieden hatte, sich die Prüfungsliteratur selbständig anzueignen und stattdessen Seminare zu besuchen, die nicht im engeren Sinne prüfungsrelevant waren, eineN aber stärker interessierten.

Wer BA Erziehungswissenschaften studiert, dem/der werden dagegen innerhalb von sechs Semestern 84 Semesterwochenstunden (plus zwei jeweils vierwöchige Praktika) aufgebrummt, was auf durchschnittlich 14 SWS hinausläuft. Mit diesen 14 Stunden ist es aber noch nicht getan, denn wie in anderen BA's wird auch hier der erfolgreiche Studienfortschritt durch die Vergabe von Leistungspunkten nach dem European Credit Transfer System (ECTS) gemessen. Diese Leistungspunkte sind als "Maß für den Arbeitsaufwand, der für den Studenten mit der Einbringung ... verbunden ist" (vgl. § 11 der Prüfungsordnung des BA Erziehungswissenschaften) konzipiert. Das bedeutet, dass jede Lehrveranstaltung und die dafür nötige Vor- und Nachbereitungszeit sowie die in diesem Zusammenhang geforderte Prüfungsleistung in einen durchschnittlich dafür notwendigen Arbeitsaufwand umgerechnet wird.

Für den sechssemestrigen Bachelor Erziehungswissenschaft sind dabei insgesamt 180 Credit Points bzw. (umgerechnet in Arbeitsstunden, wobei ein CP dreißig Stunden entspricht) 5400 Stunden zu erbringen. Das macht aufs Semester gerechnet 900 Stunden, was bei 26 Wochen pro Semester bedeutet, dass Bachelor-Studierenden eine durchschnittliche Wochenstudienzeit von 34,6 h zugemutet wird (in dieser Rechnung außen vor gelassen sind die zweimal vier Wochen Pflichtpraktikum, die die Wochenstudienzeit entsprechend erhöhen, für die aber keine Credit Points vergeben werden). Wenn man von einer normalen Vollzeitwoche mit 40 h ausgeht, würde das bedeuten, dass Bachelor-Studierende etwas mehr als 5 Stunden die Woche Zeit zum Jobben haben. Dass das bei den für Studie-Jobs üblichen Stundenlöhnen (insbesondere den lachhaften HiWi-Löhnen) vorne und hinten nicht für ein anständiges Leben reicht (auch wenn man noch Bafög oder Kindergeld bekommen sollte), versteht sich von selbst. Ergo wurde bei der Einführung des Bachelors entweder darauf gesetzt, dass Studierende ruhig mehr schuften können, als durchschnittliche ArbeitnehmerInnen oder eben ganz selbstverständlich von ihren Eltern mitgetragen werden müssen. Dass diese Voraussetzung zumindest bisher nicht alle Studierenden mitgebracht haben, dürfte bekannt sein. Wen solche Bedingungen vor allem von einem Studium abschrecken, ist ebenfalls leicht ersichtlich: diejenigen potentiellen Studierenden, die schon bisher erschwerte Voraussetzungen hatten, die Selektionshürden des deutschen Bildungssystems erfolgreich zu bewältigen. Es sei hier nur nebenbei erwähnt, dass seit der Einführung allgemeiner Studiengebühren in Bayern zum Sommersemester 2007 noch einmal 1000 Euro mehr pro Studienjahr aufzutreiben sind.


Das Märchen von der höheren Mobilität dank ECTS

Ein zentraler Bestandteil des Bachelors ist die bereits erwähnte Einführung des ECTS. Begründet wurde diese damit, dass so eine höhere Mobilität von Studierenden ermöglicht werde, stellen Credit Points doch so etwas wie eine Bildungswährung dar. Faktisch ist es jedoch zumindest heute noch so, dass die Studiengänge verschiedener Unis innerhalb und außerhalb Deutschlands trotz Umstellung auf Credit Points so unterschiedlich sind, dass Leistungen kaum angerechnet werden. Musste früher bei Hochschulwechsel der Nachweis erbracht werden, dass die in den Scheinen bestätigte Studienleistung mit den Anforderungen der neuen Hochschule vergleichbar ist, so hat sich dieses Problem mit der Modularisierung häufig verschärft. Zwar gilt entsprechend einer Empfehlung der Kultusministerkonferenz auch an anderen Hochschulen in der Regel die Umrechnung: 1 CP entspricht 30 Stunden Workload, die Module sind jedoch von Uni zu Uni kaum vergleichbar und die in einem Modul jeweils geforderte Anzahl an Credit Points variiert.

Nochmal am Beispiel BA Erziehungswissenschaft: Der BA Erziehungswissenschaft in Augsburg schreibt zwei sozialwissenschaftliche Pflichtmodule vor. In Psychologie sind dabei 18 Leistungspunkte, in Soziologie und Politikwissenschaft 26 zu erbringen. Im BA Erziehungswissenschaft an der Uni Tübingen entsprechen diesen sozialwissenschaftlichen Pflichtmodulen die sogenannten Beifächer Psychologie und Soziologie, wobei in beiden Beifächern jeweils zwölf Credit Points zu erwerben sind. Wer also bspw. nach dem 4.Semester von Augsburg nach Tübingen wechseln will, wird u.U. feststellen, dass er zu viel Zeit mit diesen Nebenfächern verschwendet hat und ihm dafür in anderen Modulen Punkte fehlen, die nachgeholt werden müssen. Umgekehrt wird eine Studentin, die nach einigen Semestern von Tübingen nach Augsburg wechseln will feststellen, dass ihre im Beifach Soziologie erworbenen Credit Points bei weitem nicht ausreichen bzw. sie mit Politikwissenschaften hier ein zusätzliches Fach studieren muss.

Dass der Bachelor die Mobilität von Studierenden erleichtert, ist also eher ein schönes Propagandamärchen, was in letzter Zeit sogar von BefürworterInnen des Bologna-Prozesses eingestanden wurde.1 Dies wird in der Regel jedoch mit der noch unzureichenden Umsetzung der Reform betrachtet, also als ein Problem, das sich im Laufe der Zeit und mit ein bisschen gutem Willen in den Griff kriegen lässt. Gänzlich unbetrachtet bleibt dagegen aber häufig, welche qualitative Veränderung die Einführung des ECTS bedeutet.


Pädagogikseminar = ½ Bachelor-Arbeit = 6 CP = 180 Stunden

Dazu wiederum einige Beispiele aus dem BA Erziehungswissenschaft in Augsburg: Für den Besuch einer zweistündigen Vorlesung zur Einführung in die Psychologie mit abschließender 60minütiger Klausur gibt es 4 Leistungspunkte. Damit wird die Vorlesung einem zweistündigen Seminar zur vertiefenden Einführung in die Pädagogik der Kindheit und Jugend, das mit einer kleinen Hausarbeit abgeschlossen wird, gleichgesetzt. Für beides gibt es nämlich vier Punkte. Oder: Ein zweistündiges Seminar zu Grundformen pädagogischen Handelns mit abschließender Hausarbeit entspricht einer halben Bachelor-Arbeit, nämlich sechs Credit Points bzw. 180 Stunden Workload.

Dass in diesem Denken eine halbe Bachelor-Arbeit vorstellbar ist, offenbart den ganzen Unsinn der Vergleichbarkeit bzw. deren Grenze. Vergleichen lässt sich nämlich nur eine Abstraktion, der durchschnittlich geschätzte Workload (der notwendig relativ willkürlich festgelegt werden musste), nicht jedoch die Bachelor-Arbeit mit dem Seminar zu Grundformen pädagogischen Handelns, stellen beide doch ziemlich unterschiedliche Anforderungen und Tätigkeiten dar. Das eine ist eine selbständige wissenschaftliche Arbeit, für die Literatur recherchiert, ggfs. Interviews geführt und ausgewertete werden etc. Das andere besteht vor allem aus dem Zusammenkommen mit anderen Studierenden und einer Lehrperson, Rollenspielen und einer darauf reflektierenden Arbeit.

Mit den Credit Points werden also qualitativ völlig unterschiedliche Dinge gleichgesetzt. Damit liegt eine Analogie zum Geld nahe. Auch dieses verhält sich gleichgültig gegenüber dem Konkret-Sinnlichen: Ein Coffee to go im Pow Wow kostet 2,70 Euro und ein Bier im Lamm dasselbe. Dass beides nicht dasselbe ist, ist im Geld nicht mehr zu sehen und diesem auch egal. Genauso ist in den Credit Points nicht mehr ersichtlich, worauf sie beruhen. Workload ist Workload.

Nun stellte zweifellos auch das alte System der Scheine eine gewisse Vergleichbarkeit des Studiums sicher. Schließlich waren auch die alten Studiengänge darauf ausgerichtet, künftige (wissenschaftliche) Arbeitskräfte zu produzieren. Allerdings war das Ganze noch nicht derart durchkalkuliert. Vorgeschrieben war relativ allgemein, dass in einem bestimmten Bereich, beispielsweise in der sogenannten Bezugsdisziplin Soziologie, ein Proseminarschein zu erbringen war und dass dieser aus dem Bereich Sozialstruktur, Familiensoziologie, Bildungssoziologie oder Abweichendes Verhalten zu stammen hatte. Nun konnte man nach dem Prinzip des geringstmöglichen Aufwands verfahren und eine Standardhausarbeit zu einem der üblichen Themen abliefern, oder ein Interesse entwickeln, sich genauer mit einem Thema auseinander zu setzen und eine längere Arbeit zu schreiben, die entsprechend mehr Arbeits- und Zeitaufwand bedeutete. Dazu musste man nur klären, ob der/die DozentIn damit einverstanden ist. Da in vier Semestern Grund- bzw. Hauptstudium insgesamt nur neun bzw. acht Scheine zu erbringen waren, konnte man durchaus mal mehr Zeit für eine Arbeit verwenden. Mit dem im Bachelor vorausgesetztem Workload ist so etwas kaum mehr drin.

Der Vergleich mit den alten Scheinen und Geld zeigt, dass Vergleichbarkeit und Abstraktion keine neuen, nur dem Credit-Point-System eigenen Phänomene sind. Vielmehr gehören diese zur Grundstruktur kapitalistischer Vergesellschaftung. Allerdings macht die Gegenüberstellung von Scheinen und Leistungspunkten auch deutlich, dass die rationale Kalkulation im Hochschulbereich mit der Einführung des ECTS eine neue Qualität erfährt und unmittelbarer denn je zum Ideal an sich wird. Bot das alte System noch relativ große Spielräume für individuelle Entscheidungen, so sind diese im neuen auf ein Minimum zusammen geschrumpft. Dies lässt sich auch daran feststellen, dass mit der Umstellung auf den Bachelor das Angebot der Lehrveranstaltungen immer gleichförmiger wird: Jedes Wintersemester wird Einführung A, B und C für das erste Studiensemester, jedes Sommersemester Seminar D, E und F für das zweite Studiensemester angeboten und ist man dann im dritten Semester werden einem dieselben Sachen präsentiert, die der Vorjahrgang zur Auswahl hatte. "Exotische" Seminare, die stets nur einen kleinen Kreis angesprochen haben, finden sich deutlich seltener, da sie als in den Modulhandbüchern nicht vorgesehen interpretiert werden.2


Fazit

Nicht nur, dass das Leistungspunktesystem zumindest aktuell die doch so erwünschte Mobilität der Studierenden eher behindert als unterstützt. Die rationale Vergleichbarkeit, für die das ECTS stehen soll, entlarvt sich bei genauerer Betrachtung als Schein von Rationalität - zumindest soweit mit Rationalität noch etwas anderes gemeint sein soll als Kalkulation. Verglichen werden kann nur so etwas wie der durchschnittliche Workload, wobei von den Inhalten und Qualitäten abstrahiert werden muss. Das aber ist Rationalität ohne Vernunft - nun eben auch in einem neuen Maße an den Hochschulen.


1vgl. den Projektbericht der Hochschul Informations System GmbH vom April 2007 zu Internationaler Mobilität im Studium und vom Februar 2008 zu Mobilität und Mobilitätshindernissen in gestuften Studiengängen innerhalb Deutschlands

2Verantwortung hierfür tragen diejenigen, die mit der Auslegung der Modulhandbücher beschäftigt sind. Obwohl die Formulierungen der Modulhandbücher in der Regel sehr allgemein und vage sind, wird häufig aus deren bloßer Existenz geschlossen, dass Freiheiten bei der Themenfindung der Seminare nun endgültig der Vergangenheit angehören und gleichzeitig über das "Korsett Bachelor" geschimpft, statt auf die Idee zu kommen, dass die in den Modulen enthaltenen Formeln momentan noch ausgelegt werden müssen, jetzt also der Zeitpunkt wäre, an dem man sich durch entsprechend großzügige Auslegung auch im neuen System gewisse Handlungsspielräume erhalten könnte.

Dienstag, 24. Februar 2009

Bachelor = Berufschule!!!

Psychogramm studentischer Geisteskapitulation-

oder wo sich der Chef vom Dienst prestigeverdächtig den Ar... aufreisst!

Hier steht es - ohne zeitliche Begrenzung.

Dieses Projekt der Gegenaufklärung stellt de facto das Ende der Universität dar. Die Autonomie des Geistes fällt der Evaluitis, dem Tabellenfetischismus und der industriellen Sammlung von credit points ohne größere Störgeräusche zum Opfer. Dass solche Unterwürfigkeit der zum Idol erhobenen angelsächsischen Wissenschaftskultur, mittlerweile durch führende Köpfe studentischer Boulevardpresse von jeglicher Kritik entbunden gesehen werden möchte, ist dafür nur bezeichnend.

Die Modularisierung unterliegt primär einer Absicht: Der Anpassung des tertiären Bildungsbereichs an den durch Wettbewerb geregelten (Bildungs)Markt. Der Geist wird an den Imperativ der Zweckmäßigkeit, Nützlichkeit und Verwertbarkeit gekettet. Bildung soll den Akkumulationsbedürfnissen entsprechend kapitalisierbar werden.
„Menschen, die durch ein derart geregeltes Studium hindurchgegangen sind, ganz auf Mittel ausgerichtet werden, müssen fast stets positivistisch-pragmatische Gesinnung, wenn nicht geradezu Feindschaft gegen das Denken entwickeln und sich mit dem, was ihnen durch die Verdinglichung des Geistes angetan wird, auch noch identifizieren.“
(Horkheimer: Fragen des Hochschulunterrichts, S.405 f.)

Für diese fundamentalen Veränderungen, die den Menschen zu einem Fabrikstück machen, tragen die Studenten keine Verantwortung. Problematisch wird es allerdings, wenn sie diesen Strukturwandel nicht feststellen, ja eben sogar leugnen und aktiv mit beschleunigen.

Bei Herrn Hahn ist die Rede von Aufregung und Degradierung, persönlicher Betroffenheit, teilweiser Veräppelung seiner selbst und Unwissenheit der Urheber im Zusammenhang mit einem Transparent, das eben diese hochschulpolitische Entwicklung zu benennen sucht.

Was sind die Ursachen dieser narzisstischen Kränkungen und egozentrischen Reduktionen?

Zum einen ist es sicherlich die Projektion der latent bewussten begrifflichen Impotenz, als Reaktion auf die ganz archaische Existenzangst des Menschen: Es gibt keine andere Wahl - Im Namen der Freiheit wird die Unmöglichkeit der Freiheit verkündet.
Das ewige Diktum von der dringenden Notwendigkeit der Veränderung ist ein Wesensmerkmal des entfesselten Kapitalismus.

Diese von Sinn gelöste Nebeldebatte auf dem Privat-Blog von Herrn Hahn, um die Intention der Unterstellung beim Gegenüber steht exemplarisch für die totale Aufgabe studentischer Kritik an bildungspolitischen Entwicklungen. Dabei ist gerade die mit Lust affirmativ vorgetragene Argumentationslosigkeit die aus einer bloßen Ohnmacht gegenüber jenen oben genannten Veränderungen resultiert das Erschreckende.
Die psychische Struktur des neoliberalen homo oeconomicus ist psychisch paranoid: Weil er die gesellschaftlichen Verhältnisse als undurchschaubar erfährt, als mythologisch-entfremdete Mächte, glaubt er sich überall bedroht, überall betrogen. Kann er die Verhältnisse nicht durchschauen, entzieht sich die Möglichkeit ihrer vernünftigen Veränderung, so bleibt nichts als Anpassung an das Unausweichliche. (vgl. Stapelfeldt, Gerhard: Geist und Geld, S.149)
Denn „der Glaube an die Unausweichlichkeiten unserer Zeit gehört womöglich zu jenen Illusionen, die notwendig sind, damit das Unausweichliche erst wirklich unausweichlich wird.“ (Liessmann, Konrad Paul: Theorie der Unbildung, S.175)
„Dieser Geist, der sich so den Verhältnissen ausgeliefert wähnt, ist auf den Konformismus verpflichtet, der Stachel der Kritik und der Opposition ist ihm nicht bloß fern - er bekämpft ihn geradezu in sich und anderen. Darum ist er auch masochistisch.“ (vgl. Adorno: GS 8, 115)

Zum anderen ist es die FDP-Floskel, die das Märchen vom Tellerwäscher zum Millionär pervertiert; Herr Hahn schreibt sinngemäß: „Ich habe es geschafft und ich hatte genügend Zeit, also muss das bei allen anderen auch so funktionieren, ansonsten sind sie nicht geeignet, in jedem Fall nicht Kritik berechtigt.“ Das ist die vermeintlich moderne Interpretation des Homo-Mensura-Satz des antiken Sophisten Protagoras: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge, der Seienden, dass sie sind und der Nichtseienden, dass sie nicht sind.“ Nur leider verkennt die moderne Version, nebst der Problematik der Relativierung, dass das Maß an allen Menschen und nicht nur an einem einzigen angelegt werden sollte!

Es gäbe doch realiter wichtigere Gegenstände studentischen Kopfengagements, als die Spekulation nach den Verantwortlichen im Sinne des Presserechts, wozu es jedoch eines tieferen Vordringens in die Zusammenhänge der Wirklichkeit bedarf, als nur jener oberflächlich fragmentarischen Belanglosigkeiten im Stile einer Präsentation der eigenen Vorbehalte, wie von gewissen Kommilitonen vorgeführt - sie ist zur ernsthaften Aus-einander-setzung nicht fähig und arrangiert sich mit ihrer Unwissenheit.

Wissen ist überhaupt eine Form der Durchdringung der Welt: erkennen, verstehen, begreifen. Aufklärung über Unbewusstes, Überwindung der inneren Entfremdung, Interpretation von Daten im Hinblick auf ihren kausalen Zusammenhang und ihre innere Konsistenz. Zur Bildung wird dieses Wissen erst, wenn es die erkannten Werte im Sinne einer selbst-ständigen Kompetenz in ein existenziell relevantes System zu verorten vermag.
Die derzeitige Entwicklung im Zeitalter der so genannten >Wissensgesellschaft< sieht leider ganz anders aus: „Wissen, Intelligenz und Bildung werden phantasiert als Denken in den Kategorien, “richtig“ und “falsch“, als schnelle Produktion kurzer Antworten im Multiple Choice-Verfahren, als Personen-, Zeit- und Kultur- unabhängige Fähigkeit, als mess- und vergleichbare Produkte. Der Gedanke an alles Individuelle, Nichtidentische, Unsagbare, Uneindeutige, Interpretierbare, Dialogische kommt gar nicht erst vor.“ (Stapelfeldt, S. 157)

Gerade das, so muss man leider unterstellen, wenn die getätigten Äußerungen auf benanntem Blog ernst genommen werden sollen, wird mit diesen erreicht. Es bleibt bei redundanten Meinungsmitteilungen, Oberflächensemantik, naiven Vermutungen und haltlosen Unterstellungen, die jedoch und diese Feststellung ist das verwunderlich erschreckende, in vollem, den Autoren zur Verfügung stehenden sprachlichen Umfang verteidigt werden, als gelte es einen Preis zu gewinnen; leider ohne jedweden ästhetischen Anklang, oder ironischen Esprit, so dass man zumindest einmal hätte lachen können!

„In keiner geschichtlichen Periode jedoch (...) hing so viel von der Initiative, vom leidenschaftlichen Willen der Jugend zur Wahrheit, von ihrer unbeirrbaren Liebe zur Humanität ab, wie heute von den jungen Frauen und Männern die den Vorzug haben, zur Universität zu kommen und später einmal dazu helfen sollen, dass der geistige Mensch nicht von der Erde verschwindet.“ (Horkheimer: Akademische Freiheit, S.432)
Verzeihen Sie Herr Horkheimer!

Dienstag, 27. Januar 2009

Erfolgreiche Demo in Freiburg durch Polizeirepression gestoert // Zweitausend Menschen demonstrieren fuer Meinungsfreiheit und freie Bildung

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG des Buendnisses fuer Politik- und Meinungsfreiheit (bpm) und des Aktionsbuendnisses gegen Studiengebuehren(ABS)
Freiburg, 26. Januar 2009

Am heutigen Montag demonstrierten etwa 2.000 Menschen fuer freie Bildung und Verfasste Studierendenschaften in Freiburg unter dem Motto "Von der KiTa bis zur Uni: Bildungsblockaden einreissen!".

Heute vor vier Jahren strich das Bundesverfassungsgericht das Verbot von allgemeinen Studiengebuehren aus dem Hochschulrahmengesetz und erklaerte die von den Laenderregierungen auferlegten Beschraenkungen des Rechtes auf freie Meinungsaeusserung von Studierendenschaften fuer zulaessig.

"Mit dieser Demonstration wurde klar gemacht, dass Bildungsgebuehren abschaffbar sind: nicht nur in Freiburg, sondern ueberall“, erklaert Malte Clausen, ein Geschaeftsfuehrer des Aktionsbuendnisses gegen Studiengebuehren (ABS), und ergaenzt: "Die aktuelle Situation im Nachbarland Hessen zeigt, dass dann, wenn der Protest stark genug ist, sogar eine buergerliche Regierung sich nicht mehr traut, Studiengebuehren einzufuehren!"

Trotzdem, oder auch gerade weil, es zu einer spontanen Routenabweichung und der zeitweiligen Blockade einer grossen Kreuzung kam und dadurch die Versammlung aufgeloest wurde, war die Demonstration ein voller Erfolg. Massiv kritisiert wird dabei aber vom ABS und bpm das aggressive und gewalttaetige Auftreten der Polizei, die friedlich demonstrierende Menschen als Straftaeter_innen darstellte, aeusserst brutal vorging und willkuerlich insgesamt 6 Personen festnahm.

Auch abgefilmt und fotografiert wurde von Seiten der Polizei – einen Grund gab es nicht. "Das neue Versammlungsgesetz ist noch nicht in Kraft und doch geht die Polizei bereits aeusserst repressiv danach vor. Ueberwachungsaufnahmen und das Verantwortlichmachen der Versammlungsleitung fuer das Verhalten von Demonstrierenden sind fehl am Platz und schraenken in hoechstem Masse Grundrechte ein", so Johanna Voelker, eine Geschaeftsfuehrerin des Buendnisses fuer Politik- und Meinungsfreiheit.

An allen Freiburger Hochschulen kaempfen Studierende seit Herbst 2008 im Rahmen der gebuehrenFRei-Kampagne wieder verstaerkt fuer eine gebuehrenfreie Bildung. Sowohl an der Katholischen Fachhochschule als auch an der Paedagogischen Hochschule und der Freiburger Universitaet wird momentan die Zahlung der Studiengebuehren von der Studierenden boykottiert. An der Evangelischen Fachhochschule kam es zu einer Flut von Haertefallantraegen.

Informationen und Kontakt zur Freiburger gebuehrenFRei-Kampagne:
www.gebuehrenfreiburg.de

Montag, 19. Januar 2009

Mittwoch, 14. Januar 2009

Studierenden-Wettbewerb des Bundesministeriums des Innern 2009



WAS IST DAS? WAS WIRD DAMIT GEMACHT? WO KOMMT DAS HER?

Teilnahmebedingungen:
• Studierende aller Fachrichtungen, die zum Zeitpunkt der Einsendung an einer deutschen Hochschule immatrikuliert sind, können sich an dem Wettbewerb beteiligen.
• Die Wettbewerbsbeiträge (nur ein Beitrag je Studierenden bzw. Gruppe) müssen in deutscher Sprache eingereicht werden.
• Die Beiträge müssen zusammen mit einer Kopie des Immatrikulationsbescheides und einem kurzen tabellarischen Lebenslauf eingereicht werden.
• Gruppenarbeiten sind nur bis zu fünf Teilnehmenden zugelassen, wobei auch bei einer wissenschaftlichen Unterstützung durch Dozentinnen und Dozenten oder Professorinnen und Professoren die alleinige Autorenschaft der Studierenden klar erkennbar sein muss. Das Copyright verbleibt bei den Teilnehmenden.
Annahmebedingungen:
• Kategorie Essay/Reportage:
Ein Essay oder eine Reportage im Stil eines Zeitungsartikels muss in schriftlicher sowie elektrischer Form im DOC- oder PDF-Format eingereicht werden. Die Datei kann per E-Mail an GII5@bmi.bund.de oder per CD-Rom eingesandt werden.

 
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