Sonntag, 9. Dezember 2007

Hochschulinterne Demokratie?

Warum es unter diesen Umständen nichts mitzubestimmen gibt

Etwas mehr als zehn Prozent beträgt die studentische Wahlbeteiligung an den Hochschulwahlen in Augsburg jedes Jahr. Statt jedoch in den Chor derjenigen einzustimmen, die hierin ein Zeichen von Politikverdrossenheit und mangelndem Interesse an Mitbestimmung sehen, ist die niedrige Wahlbeteiligung als einzig adäquate Antwort auf die Umstände zu werten.

Bei den Hochschulwahlen hat jedeR StudentIn die Möglichkeit, jeweils zwei studentische VertreterInnen für den Senat, den fakultätsinternen StuRa und den gesamtuniversitären Konvent zu wählen. In den höchsten Leitungsgremien der Universität, den fakultätsinternen Fachbereichsräten und dem gesamtuniversitären Senat, sind Studierende dann mit je zwei SprecherInnen vertreten. So das bisherige “Augsburger Modell”. Hält man sich vor Augen, dass Studierende die weit größte Gruppe an der Uni darstellen, mutet es schon recht albern an, diese geringfügige Mitsprachemöglichkeit als hochschulinterne Demokratie auszugeben.

Die aktuellen Hochschulreformen bringen jedoch Neuerungen: Aus dem (erweiterten) Senat wurde die erweiterte Hochschulleitung, aus dem bisherigen Kanzler der Präsident (bzw. eines fernen Tages vielleicht auch einmal die Präsidentin) der Uni Augsburg. Wer jetzt allen Ernstes meint, damit habe eine Demokratisierung der Strukturen Einzug gehalten, die ihren Namen verdient, darf getrost gefragt werden, wo er/sie denn die letzten Jahre verbracht hat. Der Einfluss von Profs und WirtschaftsvertreterInnen wurde in der erweiterten Hochschulleitung gestärkt, der von akademischem Mittelbau, Studierenden, wissenschaftsstützendem Personal und anderen Gruppen nocheinmal reduziert. Die bisher zwei stimmberechtigten VertreterInnen wurden durch eine stimmberechtigte Person ersetzt, die aber durch bis zu drei Delegierte unterstützt werden kann, die sich gnädigerweise an den Diskussionen, nicht jedoch an den Abstimmungen beteiligen dürfen.

Unter solchen Rahmenbedingungen kann studentische Mitbestimmung nur zur Farce verkommen. Was studentische VertreterInnen erreichen können, hält letztlich vom goodwill des Präsidenten ab. Effektive und kritische Einflussnahme ist damit unmöglich. Zweifellos ist es richtig, dass man in Senat bzw. erweiterter Hochschulleitung auf Grund der intransparenten Uni-Strukturen als StudentIn Dinge erfährt, die man sonst wenn überhaupt erst sehr viel später mitbekommen würde. Von daher macht die Anwesenheit studentischer VertreterInnen Sinn. Sich jedoch einzubilden, von dort aus mitbestimmen zu können, ist schlichtweg eine Verkennung der Tatsachen.
Die Nicht-Beteiligung an den Hochschulwahlen ist also kein Ausdruck von politischem Desinteresse, sondern die einzig adäquate Reaktion auf ein System, in dem konstruktive Mitarbeit den Tod für jegliche Art erstgemeinter Kritik darstellt.

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