Dienstag, 8. April 2008

Plädoyer für ein AnitRa Referat

Gemessen an der Größe der Augsburger Uni und auch in Relation zur Stadt als solche, ist es unüblich, dass der hiesige ASTA kein Referat unterhält, das es sich zu Aufgabe gemacht hat, die Studierendenschaft auf rassistische und neonazistischen Aktivitäten und Wirklichkeiten in ihrer Umgebung aufmerksam zu machen.

Dabei erübrigt sich eigentlich jedweder Hinweis, wonach die Universität auch nur ein institutionalisierter Teil der Gesellschaft ist, in dem sich die soziale Wirklichkeit in einer überschaubareren, wenngleich weniger prekarisierten Form wieder finden lässt. Allein die Tatsache, dass die Universität nur als verzerrtes Spiegelbild der Gesellschaft angesehen werden kann, lässt die Notwendigkeit nach einem Antira Referat erkennen. Dies gilt im Besonderen für das Bundesland Bayern, dessen Bildungssystem Migranten und Migrantinnen den Zugang zu höherer Bildung überdurchschnittlich stark erschwert. Die sozio-kulturelle Zusammensetzung der Augsburger Studierendenschaft ist somit in erster Linie ein Produkt der bayerischen Bildungspolitik, eine Politik über die diskutiert und aufgeklärt werden sollte.

Die Uni Augsburg ist natürlich nicht nur eine Bildungsinstitution innerhalb eines Bildungswesens, sondern zugleich auch ein fester Bestandteil der Stadt Augsburg. Es wäre dabei absolut verfehlt zu glauben, dass rassistische, nationalistische und antisemitische Ressentiments nicht auch hier von Menschen artikuliert und kolportiert werden würden. Der augenscheinlichste Beweis hierfür sind sicherlich die regelmäßig wiederkehrenden Aufmärsche von Nazis, die mittlerweile eine Regelmäßigkeit aufweisen, die in anderen Städten ihres Gleichen sucht.

Augenscheinlich war es aber auch, dass die Beteiligung der Studierenden an Gegenprotesten kaum wahrzunehmen war, was auch dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass es keine koordinierten Mobilisierungen am Campus gegeben hat. Der Asta und damit auch die Augsburger Studierendenschaft, blieben bei den breit angelegten städtischen Bündnissen, denen sich die unterschiedlichsten Gruppen und Einrichtungen im Vorfeld der Naziaufmärsche angeschlossen hatten, außen vor. Es kann kein Zustand sein, dass ein Asta bei solchen Bündnissen nicht involviert ist und sich damit begnügt in einer E-Mail in Form einer Randnotiz auf die Naziaufmärsche aufmerksam zu machen.

Frei von Kritik ist auch die Sudetendeutsche Landsmannschaft nicht, die alle zwei Jahre ihren Sudetendeutschen Tag in Augsburg abhält; Zu Letzt an der Messe, einem Steinwurf entfernt von der Uni. Wenngleich die Einstufung und Bewertung dieses Vertriebenenverbandes kontroverse Diskussionen hervorbringen mag, so sind die erhobenen Vorwürfe des Geschichtsrevisionismus und des sekundären Antisemitismus nicht aus der Luft gegriffen, sondern wohlüberlegt und begründet. Die Studierendenschaft sollte zumindest die Möglichkeit haben, sich mit dieser Kritik auseinander setzen zu können.

Zu guter Letzt gilt es noch einen Blick in die Studierendenschaft selber zu werfen. Obgleich studentische Verbindungen in Augsburg nicht auf jene historich gewachsene Strukturen zurück greifen können, wie deren Pendants an älteren Universitäten, bleibt die Kritik an ihnen unabänderlich bestehen. Dem wohlwollendem Umgang mit den studentischen Verbindungen, der seit Jahren an der Uni auf den verschiedensten Ebenen betrieben wird, muss eine sachliche und kritische Auseinandersetzung entgegen gehalten werden.

Keine Kommentare:

 
blank info