Donnerstag, 12. Juli 2007

Dumpinglöhne für DozentInnen

Dem Newsletter der Fachschaft Soziologie konnten wir folgende
Stellenausschreibung entnehmen:

TUTORIENAUSSCHREIBUNG FÜR DAS WINTERSEMESTER 2007/08
Die Studiengebühren machen es möglich, dass in diesem Kalenderjahr einige zusätzliche vergütete Tutorien angeboten werden können. Sprich es entsteht die Möglichkeit Euer Studium an einen kleinen Verdienst zu koppeln. Die meisten Tutorienmittel sind jedoch in diesem Kalenderjahr im Rahmen von Lehrveranstaltungstutorien gebunden. In Zusammenarbeit mit der Fachschaft sind zwei Tutorien im Wintersemester 2007/08 vorgesehen. Die Tutorien werden pro Monat mit ca. 350 Euro netto vergütet. Bei den „Fachschaftstutorien“ entfällt eine halbe Tutorstelle auf einen Tutor. Tutor kann jeder Soziologiestudierende mit abgeschlossener Zwischenprüfung im Fach Soziologie werden.
Die problematische Entwicklung im Bereich der von Studiengebüren finanzierten Stellen wird an diesem Punkt nochmal besonders deutlich:

EinE DozentIn (mit Hochschulabschluss) mit einer halben Stelle hat normalerweise eine Lehrverpflichtung in Höhe von 2,5 Semesterwochenstunden. Das sind 1 1/4 Seminare. Dafür verdient mensch knapp 1000 EUR netto. Insbesondere diejenigen, die aus Studiengebühren finanziert werden, müssen 5 Semesterwochenstunden Lehre machen, d.h. 2,5 Seminare pro Semester leiten. Es gibt durchaus 50%-Stellen, als sog. Lehrkräfte mit besonderen Aufgaben, eine Lehrverpflichtung von 9 SWS, d.h. 4,5 Seminaren erfordern, wie aus dem Screenshot ersichtlich wird. (Da verbringt mensch dann schon fast die Hälfte der Arbeitszeit im Seminarraum.) Praktisch alle Stellen in dem Bereich sind befristet (1 Semester, 1 Jahr, 2 Jahre).

Die Lehrenden bekommen also pro Lehrveranstaltung und Monat folgendes Gehalt:
  • DozentIn, 50%, »normal«: 800 EUR
  • DozentIn, 50%, aus Studiengebühren: 400 EUR
  • DozentIn, 50%, Lehrkraft für besondere Aufgaben: 222 EUR
  • StudentIn als Tutor: 175 EUR
Mit den Studiengebühren einher geht also Lohndumping im Bereich der universitären Lehre. Wie dies die Qualität der Lehre verbessern soll ist schleierhaft. Auch die Arbeitsmarktbedingungen für künftige AkademikerInnen geraten so massiv unter Druck.

Schließlich gibt es im Bereich der studentischen Hilfskräfte, für die von gewerkschaftlicher Seite zu Recht immer eine (höhere) tarifliche Entlohnung gefordert wurde, eine neue Oberklasse.

Das ist ausdrücklich nicht als Kritik an denjenigen gemeint, die die Stellen künftig ausfüllen werden, jedoch gibt die Entwicklung insgesamt sehr zu denken.

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