Donnerstag, 5. Juli 2007

Beitrag von Contra zur akademischen Jahresfeier der Uni Augsburg

Sehr geehrte Damen und Herren, Professorinnen und Professoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität, Kommilitoninnen und Kommilitonen, Amts- und Würdenträgerinnen und –träger, verehrte Anwesende,

Ein fantastisches, ereignisreiches, tüchtiges, alles in allem, gutes akademisches Jahr 2006/2007 neigt sich dem Ende. Doch anlässlich der heute stattfindenden akademischen Jahresfeier sollte zwischen Preisverleihungen, Lobeshymnen und Festreden nicht vergessen werden, dass mit der Einführung von allgemeinen Studiengebühren zum Sommersemester 2007 der entscheidende Schritt zu einem fundamentalen Strukturwandel der bayerischen Hochschullandschaft in die Tat umgesetzt wurde, der sich in Form von Evaluierungskommissionen und Bachelor- und Masterstudiengängen, also gemäß des sogenannten Bolognaprozesses bereits lange vorher angekündigt hatte und dessen Ausgang wir alle mit Schaudern erahnen: Die Umgestaltung der Universitäten von öffentlichen Institutionen zu privaten Dienstleistungsunternehmen.

Die Erhebung des Studienbeitrags, als Heilsmittel gegen die systematische Unterfinanzierung der Hochschulen gepriesen, verknüpft das, seit den siebziger Jahren und bis zu ihrer Erhebung, zumindest formell von der öffentlichen Hand garantierte Recht auf einen Hochschulzugang mit einem monitären Titel. Der damit verbundene selektive Effekt verstärkt das soziale Ungleichgewicht an den Hochschulen. Die relative Unabhängigkeit von Forschung und Lehre wird zusätzlich konditioniert.

Doch gibt es an unserer Universität einige wenige Studenten, die sich nicht mit der, per Gesetz beschlossenen, Vermarktung und Kommerzialisierung der Universitäten abgefunden haben. Ihnen gilt mein Lob und mein Dank. Ihnen, die die Studiengebühren in einen politischen Kontext einzuordnen wissen, der weit über die Hochschulen hinausgeht. Ihnen, die ihren Widerstand gegen die Logik des Standorts und des Profits über die Länge des gesamten vergangenen Semesters in den Protestformen des Streiks und der Demonstration artikuliert haben. Ihnen, die versucht haben, durch die Organisation von freien Vorlesungen, die Formulierung einer Kapitalismuskritik, auf ein wissenschaftliches Fundament zu stellen. Diese couragierten Frauen und Männer stellen sich mit großem Engagement und entgegen starker Widerstände als Pioniere gegen die offensichtliche Resignation und allgegenwärtigen Ignoranz an dieser Universität. Dafür habt Dank.

Ich möchte meinen Vortrag mit der Aufforderung an alle hier Anwesenden schließen, den vorher erwähnten Strukturwandel der Hochschullandschaft neu zu bedenken und sich dem Widerstand gegen den Ausverkauf des letzten geistigen Refugiums in unserer Gesellschaft anzuschließen.
(Ch.R.)

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